Brasilien war das erste portugiesischsprachige Land, das die Psychoanalyse offiziell in die Medizin integrierte. Die brasilianische Gesellschaft ist geprägt von ethnischer Diversität und einem enormen Ausmaß sozioökonomischer Ungleichheit. Diese Diskrepanzen machen auch vor der Psychoanalyse keinen Halt: Auf der einen Seite schließt der ungleiche Zugang zu den Ressourcen von Bildung und Gesundheitswesen die Mehrheit der Brasilianer von der Möglichkeit aus, je eine Psychoanalyse zu machen; auf der anderen Seite ist die Psychoanalyse im Alltagsleben weit verbreitet und ein selbstverständlicher Teil der cultura popular. Der vorliegende Band zeichnet die über 100-jährige Geschichte der Psychoanalyse in Brasilien von 1914 bis in die Gegenwart nach. Ausgewiesene brasilianische und deutsche Fachleute beschäftigen sich unter anderem mit der ersten psychoanalytischen Dissertation im portugiesischsprachigen Raum, dem Einfluss deutschsprachiger Psychoanalytiker sowie mit der Psychotherapie mit brasilianischen Emigranten. Mit Beiträgen von Francisco Capoulade, Rafael Dias de Castro, Chirly dos Santos-Stubbe, Cristiana Facchinetti, Hans Füchtner, André Martins, Marina Massimi, Hannes Stubbe und Peter Theiss-Abendroth