Quellen und Kontext für Michael Endes "Die unendliche Geschichte". Einfluss der ostasiatischen Philosophie sowie antiker und mittelalterlicher Mythen

Studienarbeit aus dem Jahr 2021 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Christian-Albrechts-Universität Kiel (Philosophische Fakultät - Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien), Veranstaltung: Phantastische Kinder- und Jugendliteratur und -medien, Sprache: Deutsch, Abstract: Michael Endes "Die unendliche Geschichte" (1979) ist eines der bekanntesten deutschen Werke aus dem Bereich der phantastischen Literatur. Jahrzehnte nach der Veröffentlichung ist der Roman immer noch Gegenstand von zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten und Dissertationen. Nichtsdestotrotz existiert noch ein enormer Forschungsbedarf aufgrund der Vielschichtigkeit des Werkes. Phantastische Literatur basiert auf Mythen, Sagen und Motiven aus längst vergangenen Zeiten und bedient sich wie kein anderes Literaturgenre reichlich daran. Auch Ende greift unter andrem auf antike und mittelalterliche Mythen und Sagen und auf philosophische und romantische Motive und Ideen für sein phantastisches Werk zurück. Daher bietet es sich besonders an, Endes Quellen und Einflüsse zu untersuchen, welche dem Roman zu Grunde liegen. Es würde einer Sisyphusarbeit gleichen, jede einzelne Inspirationsquelle aufzuzeigen, welche Endes Roman beeinflusst hat. Daher konzentriert sich die folgende Arbeit auf den Einfluss der ostasiatischen Philosophie und auf Endes Rezeption von antiken und mittelalterlichen Stoffen aus den verschiedensten Kulturkreisen, da besonders letztere die Hauptquelle für phantastische Literatur darstellen und im Text präsent sind. Das Ziel dieser Arbeit ist es nicht nur, den Einfluss der ostasiatischen Philosophie und die Anspielungen auf antike und mittelalterliche Mythen und Sagen in Michael Endes "Die unendliche Geschichte" nachzuweisen, sondern darüber hinaus zu untersuchen, wie Ende diese Quellen verarbeitet hat und wie sie zur Gesamtaussage des phantastischen Werkes beitragen. Seit ihren Anfängen im 19. Jahrhundert versucht die Quellen- und Einflussforschung bis heute die Einflüsse und Quellen (oftmals tradierte Prätexte) eines literarischen Textes aufzuspüren und die Funktion der Stoffbearbeitung und Motivverwendung hermeneutisch zu interpretieren. Dabei ist ein wesentliches Ziel dieser Forschung anhand der verwendeten Inspirationsquellen, Erkenntnisse über die Kunstauffassung und Intention des Autors zu erlangen. Dieses Erkenntnisziel verfolgt auch die vorliegende Arbeit. Es wird die These aufgestellt, dass "Die unendliche Geschichte" ein gesellschaftskritisches Werk ist, welches aufgrund der zahlreich verwendeten Quellen als ein Plädoyer für phantastische Literatur in einer aufgeklärt-wissenschaftlichen Welt zu verstehen ist. Dabei befürwortet Ende keine Realitätsflucht, sondern appelliert vielmehr an eine Remythisierung der Gesellschaft.