Ramsey-Politik und ad hoc Taylor-Regeln im Neukeynesianischen Modell

Seit den grundlegenden Beiträgen von Kydland und Prescott (1977) sowie Barro und Gordon (1983) ist die Zeitinkonsistenz optimaler Geldpolitik in ökonomischen Modellen mit rationalen Erwartungen bekannt. Demnach existieren für eine Zentralbank Anreize in jeder Periode von der ursprünglich optimalen Handlungsanweisung abzuweichen. Woodford (1999) schlägt daher vor, eine Strategie der zeitungebundenen Selbstbindung einzunehmen. Die Regelstruktur dieser Politik erzeugt zwar strategische Vorteile, löst jedoch das postulierte Zeitinkonsistenzproblem nicht. Insbesondere
misslingt die globale Maximierung der Wohlfahrt. Letzteres lenkt das wissenschaftliche Interesse zum Intensitätsgrad dieses Suboptimalitätscharakters. Aus normativer Sicht wird die Frage aufgeworfen, ob die Selbstbindung an strukturell einfachen Politikregeln zu schwächeren Suboptimalitätsgraden führen kann. Eine affirmative Antwort auf Grundlage von ad hoc Regeln würde die zeitungebundene Politik als höchst unzweckmäßig erscheinen
lassen. Dies folgt aus dem reinen Vorgabecharakter von ad hoc
Regeln. Diese sind nicht nur in ihrer Struktur, sondern auch in ihren Reaktionsstärken vorgegeben und abstrahieren von jeglichem Optimierungsverhalten der Zentralbank.
Die potentielle Überlegenheit von ad hoc Regeln wird im Rahmen eines loglinearisierten neukeynesianischen Modells bestätigt. Hierbei findet im Kontext von Blake (2001) sowie von Jensen und McCallum (2002) eine vorgegebene quadratische Wohlfahrtsverlustfunktion Verwendung. Diese Vorgehensweise
ist jedoch aufgrund der Einbettung einer ad hoc Zielfunktion in
einem mikroökonomisch fundierten Modellrahmen kritisch zu betrachten. Wie Rotemberg und Woodford (1999) zeigen, führt die Approximation zweiter Ordnung des Haushaltsnutzens zu einer linearen quadratischen Verlustfunktion. Letztere ist durch eine ähnliche Struktur gekennzeichnet wie die verbreitet in der Fachliteratur verwendete ad hoc Zielfunktion. Die hierzu
notwendigen Annahmen sind jedoch restriktiv und aus wissenschaftlicher Sicht nicht befriedigend. Alternativ sollte gemäß Kahn, King und Wolman (2003) der Ramsey-Ansatz zugrunde gelegt werden. Dieser beansprucht keinerlei Approximationen und ist insbesondere mikroökonomisch modellkonsistent. Konkret wird die optimale Zentralbankpolitik hergeleitet, indem der aggregierte Haushaltsnutzen unter den Nebenbedingungen
der nichtlinearen Modellgleichungen maximiert wird.

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