Raumsemantik in William Shakespeares "Was ihr wollt" - in einer Bearbeitung von Beat Fäh

Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 1,3, Universität Passau (Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Theater - vom Text zum Bild, Sprache: Deutsch, Abstract: ¿Die Welt sie steht schon lange Zeit und macht sich nichts daraus, denn der Regen, der regnet jeden Tag.¿ Narr (Fünfter Akt, erster Auftritt) Ausgehend von dem Zitat des Narren im fünften Akt beschäftigt sich die vorliegende Arbeit auch mit einer ¿Welt¿, nämlich der dargestellten Welt bzw. dem Modell von Welt. Untersucht wird im Folgenden die Raumsemantik in William Shakespeares (1564 ¿ 1616) Komödie ¿Zwölfte Nacht oder was ihr wollt¿ (¿Twelfth Night or what you will¿) in einer Bearbeitung für neun Schauspieler von Beat Fäh. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass jeder Text eine eigene Welt modelliert, er generiert ein eigenes Modell von Welt (1). Dieses konstituiert sich über eine Verdichtung von spezifischen Merkmalen wie Personenmerkmalen, Normen oder Werte, die paradigmatisch dem jeweiligen Raum zugeordnet werden können.(2) Nach Krah gilt es, das dem Text zugrunde liegende Weltmodell zu rekonstruieren, auf dem sich die Handlung vollzieht, um diese überhaupt erschließen zu können.(3) Innerhalb des Modells von Welt etabliert sich eine eigene Weltordnung, die zu erkennen und zu bestimmen ist. Die Welt per se repräsentiert jedoch nicht die Realität, sie ist in ihren Merkmalen nicht als wahr oder falsch zu bewerten, sondern beruht auf einem interpretatorischen Akt der Merkmalszuweisung. Die dargestellte Welt modelliert sich mithilfe semantischer Räume, indem Textelemente wie Figuren oder Objekte über semantische Merkmale, sogenannte Merkmalsbündel, den Räumen zugeordnet werden.(4) Jeder semantische Raum definiert sich über seine spezifische Menge an Merkmalen und steht zugleich oppositionell zu anderen Räumen, sie grenzen sich voneinander ab. Die semantischen Räume eines Textes in ihrer Gesamtheit ergeben in der Korrelation zueinander die Ordnung der dargestellten Welt. Alle Figuren, alle Elemente haben hier ihren Platz, sie können deshalb dem Weltmodell entsprechend verortet werden und weisen Raumbindung auf.(5) Im Text vollzieht sich dann Handlung, wenn Figuren ihre Raumbindung aufgeben und Grenzen überschreiten.6 Die Ordnung der dargestellten Welt wird dadurch durcheinander gebracht bzw. verändert.