Die Entstehung eines neuen Menschenrechts aus globaler und interdisziplinärer Perspektive. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts wird um die Durchsetzung eines neuen Menschenrechts gerungen, des »Rechts auf Wahrheit'. UN-Resolutionen geben Angehörigen von Opfern schwerer Menschenrechtsverletzungen, aber auch postdiktatorischen Gesellschaften, ein Recht darauf, die Wahrheit über das Schicksal ihrer Angehörigen zu erfahren, die Opfer staatlich initiierter Verbrechen geworden waren. Opferverbände und internationale Gerichte fordern unter Berufung auf dieses Recht die Freigabe und Offenlegung entsprechender Informationen. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes nähern sich der Genese dieses neuen »Rechts auf Wahrheit' aus unterschiedlichen Perspektiven. Welche Erfahrungen und Interessen liegen dem Bestreben zugrunde, ein neues Menschenrecht zu etablieren? Welche Verbindung wird hier zwischen Wahrheit und Würde etabliert? In welchem gesellschaftlichen, kulturellen und rechtlichen Umfeld entstand dieses Menschenrecht? Und was lehrt der Vergleich früherer Wahrheitsdiskurse zu Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit der Debatte zum »Recht auf Wahrheit' am Ende des 20. und zu Anfang des 21. Jahrhunderts?

José Brunner, geb. 1954, ist Professor an der juristischen Fakultät des Instituts für Wissenschaftsphilosophie und -geschichte der Universität Tel Aviv. Von 2005 bis 2013 war er Direktor des Minerva Instituts für deutsche Geschichte Tel Aviv. Daniel Stahl, geb. 1981, studierte Neuere Geschichte in Asunción und Jena und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Jena. Sein Buch »Nazi-Jagd. Südamerikas Diktaturen und die Ahndung von NS-Verbrechen' wurde 2013 mit dem Opus Primum Preis der Volkswagenstiftung für die beste Nachwuchspublikation des Jahres ausgezeichnet.