Reduce Diving to a Science

Die Frühe Neuzeit stellt sich als eine für die Entwicklung des Gerätetauchens besonders spannende und richtungsweisende Epoche dar. Hier finden sich die Anfänge des Arbeitstauchens (¿Commercial Diving¿), des Wissenschaftstauchens (¿Scientific Diving¿) sowie des Erlebnis- und Freizeittauchens (¿Recreational Diving¿). Im 17. Jahrhundert wurde durch die neue experimentelle Methode Grundlagenforschung betrieben, durch welche das Gerätetauchen entmystifiziert werden konnte. Tauchen entwickelte sich von einer Geheimkunst hin zur praktischen Anwendung naturwissenschaftlicher Gesetze, der heutigen Tauchtechnologie oder der Wissenschaft vom Tauchen (¿Diving Science¿). In dieser Arbeit wird am Beispiel der Taucherglocke die dominierende Entwicklungslinie der Tauchtechnologie in dieser Epoche aufgezeigt. Sie stellt eine Basisinnovation dar, auf der alle weiteren Konstruktionen aufbauen. Die Entwicklung der Taucherglocke erschloss umfassendes technisches Neuland und löste einen breiten Strom von Nachfolgeinnovationen mit weitreichenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen aus. Beispielsweise ist die Entwicklung des geschlossenen Helmtaucheranzuges im 19. Jahrhundert eine Folge der bei den Taucherglocken gewonnenen Erkenntnisse. Die zeitliche Periodisierung der Studie erfolgt aufgrund zweier Eckdaten einer in sich geschlossenen Entwicklung: Aus 1420 kennen wir die - nach unserem bisherigen Wissen - nach der Antike erstmalige Erwähnung einer Taucherglocke in einer Handschrift, und das Jahr 1815 markiert den Beginn der Serienproduktion und den Exportstart von Taucherglocken. In dieser Arbeit wird demnach ein vollständiger Innovationsprozess betrachtet, der mit einer theoretischen Idee beginnt, und mit einem internationalen Praxistransfer endet. Neben zeitgenössischer Literatur werden Erfinderprivilegien zu Tauchgeräten erstmals aufgearbeitet, die eine teilweise unbearbeitete Archivquelle zur Geschichte des Tauchens darstellen. Sie werden in einer Vielzahl europäischer Archive inhaltlich und in einer breiteren Gesamtschau über drei Jahrhunderte hinweg erschlossen und ausgewertet. Ebenso wird die Frage beleuchtet, welche soziokulturellen Faktoren Einfluss auf Innovationen haben.