Reformation und alter Glaube

Die Altgläubigen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden in der Forschung lange als die kulturell und rituell unproduktive Kehrseite der Reformation gesehen. Die Analyse von fünf Fallstudien aus dem Alten Reich und Frankreich sowie von überregionalen Flugschriften widerlegt dieses Bild. Der Blick in die Dörfer und auf den gemeinen Mann offenbart eine lebendige, dynamische und äußerst vielfältige Kultur. Die Altgläubigen entwickeln einen neuen alten Glauben als Reaktion auf die reformatorischen Herausforderungen. Im Rahmen der Untersuchungen kommen nicht nur neue Erkenntnisse über die Praxis und Rezeption von Propagandaschriften zutage. Auch in der Welt der Rituale zeigen sich die Altgläubigen flexibel und anpassungsfähig. Sie aktualisieren Bedeutung und Performanz ihrer Zeremonien und markieren Raum und Zeit mit ihrer neuen Zugehörigkeit.



Marc Mudrak, École des hautes études en sciences sociales, Paris.

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