¿Rehabilitation durch kulturelle Leistungen¿ und das ¿Verwischen des traurigen Weltrufs¿

Forschungsarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nachkriegszeit, Kalter Krieg, Note: keine, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Historisches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: In Dachau gibt es ein historisches Schloss, in dem alljährlich ein Musiksommer stattfindet, ein Literaturhaus, das dem Dichter Ludwig Thoma gewidmet ist, eine Gemäldegalerie, in der die Werke der aus der Großstadt München entflohenen Maler der Künstlerkolonie versammelt sind, ein Heimatmuseum, ein weiteres Kunstmuseum, Antiquitätengeschäfte und Galerien, Ausflugslokale und einen kunstvoll angelegten Schlosspark. Die rund fünfzehn Kilometer vor den Toren München liegende Kreisstadt Dachau kann sich nicht nur einer malerischen Altstadt rühmen, Festen rund ums Jahr, Ausstellungen und Konzerten ¿ Dachau ist eine Stadt voller Kultur und ist stolz darauf. So stolz, dass es kostenlose Shuttle-Busse in die Altstadt gibt; Busse, die ihren Ausgang nehmen von einem Ort, den man mit dem Verlust aller Kultur, alles Menschlichen verbindet, nämlich dem Konzentrationslager unweit des Stadtzentrums. Auch das Theaterspiel wurde und wird in Dachau gepflegt. So organisierten Pfarrer im beginnenden 20. Jahrhundert im katholischen Gesellschaftsverein Laienspiele, heute bestehen mehrere Gruppen, die sich der Bühne verschrieben haben. Nur in einer Periode der Stadtgeschichte gab es in Dachau ein festes Theaterunternehmen mit einem großen Ensemble und mehreren Sparten, sogar einem Orchester. Im Jahr der Befreiung des nationalsozialistischen Deutschland, im Jahr der Befreiung von 30.000 Inhaftierten des Lagers wurde dieses Unternehmen gegründet. Was hat es mit diesem Theaterfieber auf sich, das die Stadt erfasste, die jüngst zum Inbegriff des Grauens geworden war? Warum Theater in Dachau nach dem Zweiten Weltkrieg? Die örtliche Kulturpolitik war schnell daran interessiert, den Namen Dachau wieder mit Kulturleistungen zu verbinden. Unterstützt wurde die Kommune dabei vom Münchner Kultusministerium. In diesem Text werden die Geschichten von örtlichen Theater- und Orchesterinitiativen dargestellt. Anhand eines Einzelschicksals eines ehemaligen Inhaftierten, der in der Stadt seiner Peiniger Theater spielen wollte, wird erkennbar, welches Verhalten viele Dachauer an den Tag legten. Diese Studie beleuchtet ein bisher unbekanntes Kapitel der Dachauer Nachkriegsgeschichte, jedoch auch den Umgang der KZ-Stadt Dachau mit dem eigenen Image. Theater und Konzerte konnten die Schatten der Vergangenheit nicht vertreiben. Diese Inszenierungen verweisen eher darauf, dass diese Stadt etwas zu verbergen hatte, das sich niemals durch kulturellen Firniss wird ausbleden lassen.