Reportagen von links

Das Buch vereinigt Reportagen, Essays und Kommentare des Schweizer Schriftstellers und Publizisten Harry Gmür, die er in den Jahren des Nationalsozialismus unter seinem Namen und während des Kalten Krieges unter verschiedenen Pseudonymen verfasst hat. In den 1930er-Jahren beschrieb er die faschistischen Strömungen in der Schweiz und die hitleraffine und Franco-freundliche Politik der helvetischen Landesregierung, die er mit schonungsloser Schärfe kritisierte, zumeist in Artikeln seiner eigenen Wochenzeitschrift ABC. In den 1950er-Jahren bis zu seinem Tode berichtete er, vor allem in der ostdeutschen Weltbühne und in Büchern, über seine Afrikareisen und analysierte kenntnisreich die Befreiungskämpfe verschiedener afrikanischen Länder vom Joch des Kolonialismus. Ebenfalls mit kritischem Blick bereiste er die damaligen westlichen Diktaturstaaten wie Spanien und Griechenland. Mit der gleichen stilistischer Eleganz, die man von seinen Romanen kennt, vereinigt Harry Gmür anschauliche Erlebnisschilderungen und brillante Stimmungsbilder mit kenntnisrechen Analysen der politischen Vorgänge - das politische Vermächtnis eines engagierten Antifaschisten und ein wichtiges Dokument der Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts.

Harry Gmür, geb. 1908 in Bern, gest. 1979 in Zürich, wuchs in einer großbürgerlichen Familie auf, studierte Geschichte und Germanistik in Bern, Paris, München und Leipzig und kehrte 1933 mit seiner jüdischen Frau in die Schweiz zurück. Als überzeugter Antifaschist und Antikapitalist trat er der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SPS) bei, entfremdete sich jedoch von der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften bei den politischen Debatten während der Volksabstimmung von 1935. Vor und während des Zweiten Weltkriegs engagierte er sich im antifaschistischen Widerstand, u.a. durch Herausgabe der Wochenzeitung 'ABC', in der linke Schweizer Journalisten und deutsche Emigranten zu Wort kamen. 1942 wurde er aus der Sozialdemokratischen Partei ausgeschlossen, zwei Jahre später gehörte er zu den Mitbegründern der Partei der Arbeit (PdA), der Nachfolgepartei der verbotenen Kommunistischen Partei der Schweiz. Von 1945 bis 1946 war er Chefredakteur des neuen Parteiorgans 'Vorwärts' und von 1946 bis 1950 PdA-Vertreter im Stadtzürcher Parlament. In den 1950er-Jahren initiierte Gmür unter anderem die Gründung des Universum Verlages sowie des Filmverleihs Neue Exotik Film. Ab 1958 bis zu seinem Tod verfasste er zahlreiche Reportagen unter verschiedenen Pseudonymen (u.a. Stefan Miller) für die DDR Zeitschrift 'Weltbühne'. Zu seinen bedeutenden Romanen zählen 'Am Stammtisch der Rebellen' sowie 'Liebe und Tod in Leipzig'.

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