Revolution und Exil

Verräter, Opfer, Intriganten? Matthias Winkler vermisst die facettenreiche Geschichte des politischen Exils am Beispiel französischer Revolutionsemigranten neu Als nach dem Sturm auf die Bastille im Juli 1789 eine Fluchtbewegung aus Frankreich einsetzte, die innerhalb weniger Jahre auf rund 150.000 Personen anwuchs, rechneten jene Emigranten mit einem raschen Kollaps der Revolution und ihrer baldigen Rückkehr. Die politische Radikalisierung in Frankreich und die erfolglose militärische Bekämpfung der Revolution von außen zwangen sie stattdessen, sich auf ein längerfristiges Exil einzustellen. Viele dieser Gegner der Revolution gelangten in die Länder der Habsburgermonarchie, wo sie teils jahre- und jahrzehntelang Zuflucht fanden. Matthias Winkler untersucht in seiner akteurszentrierten Studie die komplexen Beziehungsgeflechte zwischen den Revolutionsemigranten und der sie aufnehmenden Gesellschaft. Auf breiter Quellenbasis durchmisst er die Handlungsfelder der Emigranten und schildert, wie diese sich unter oft prekären Bedingungen zu behaupten verstanden. Durch konsequente Perspektivwechsel hinterfragt er tradierte Klischees zur Revolutionsemigration und gelangt zu einer chronologisch, räumlich und sozial differenzierten Bewertung einer der ersten großen politischen Migrationsbewegungen der Neuzeit.

Matthias Winkler, geb. 1984, studierte Geschichte und Geografie in Bamberg, Budapest und Berlin. Er ist assoziierter Wissenschaftler am Lehrstuhl für Europäische Geschichte der Frühen Neuzeit an der Humboldt-Universität zu Berlin und seit 2021 als wissenschaftlicher Referent bei der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina tätig.

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