Rhetorische Ethik

Wenn Rhetorik die Theorie der Wirkung einer Äußerung ist, dann ist rhetorische Ethik die Theorie des moralischen Umgangs mit dieser Wirkung. Auf diese kurze Formel lässt sich die These des vorliegenden Buches bringen. Die Legitimation dafür liegt in der Ambivalenz rhetorischer Wirkungsmacht, denn was dem Redner nützt, kann den Zuhörern schaden, wenn er sie nur überredet, ohne sie auch respektieren und überzeugen zu wollen. Ziel dieses Buches ist eine philosophische Reflexion des rednerischen Handlungsanspruchs, dessen persuasives Interesse zweifellos legitim ist, der aber gegenüber den Zuhörern auch moralisch glaubwürdig sein muss. Zunächst beschäftigt sich der Autor mit der kulturbegründenden Ambivalenz rednerischer Wirkung zwischen der Vermeidung physischer Gewalt und der Erzeugung neuer psychischer Gewalt. Danach werden auf kulturtheoretischer Basis ein rhetorischer Handlungsbegriff und ein rhetorisches Ethikmodell entwickelt sowie Überlegungen zur rhetorischen Güterlehre, den rhetorischen Moralnormen und Tugenden präsentiert. Abgerundet wird das Buch schließlich durch die Interpretation zweier Beispielreden, die das vorgeschlagene Ethikmodell auch praktisch illustrieren sollen.

Franz-Hubert Robling studierte in Münster und Tübingen, promovierte bei Walter Jens in Rhetorik und habilitierte sich an der Universität Straßburg für das Fachgebiet 'Historische Kulturtheorie der Rhetorik'. Von 1987 bis 2011 war er Redakteur am 'Historischen Wörterbuch der Rhetorik'. Bis heute ist er Lehrbeauftragter am Seminar für Allgemeine Rhetorik der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Gegenwärtig befasst er sich mit Anthropologie, Ethik und Kulturtheorie in rhetorisch-philosophischer Perspektive. 2007 erschien bei Meiner: Redner und Rhetorik. Studie zu Begriffs- und Ideengeschichte des Rednerideals.

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