Ritter und Samurai: Kriegerische Vorstellungswelten

¿Samurai¿ und ¿Ritter¿ sind Begriffe von großer medialer Popularität, die vielfältige Bedeutungen in sich bündeln. Die populäre Literatur beschäftigt sich mindestens ebenso häufig mit diesen Themen wie die wissenschaftliche Forschung. Außerdem werden die Begriffe immer wieder in moderne Zusammenhänge gesetzt. ¿Warum gelten Yakuza als Erben des Bushidô, ('Weg des Kriegers¿)?¿, heißt es in der Beschreibung zu einer japanischsprachigen Monographie, welche das Männlichkeitsbild von Yakuza (organisierte Kriminalität in Japan) und Samurai einander gegenüberstellt. ¿Die Rückkehr der Samurai ¿ Japans Wirtschaft nach der Krise¿ lautet der Titel einer deutschen Publikation, welche den Begriff in einen ganz anderen Kontext stellt. Eine Monographie zum Nationalsozialismus trägt den Titel ¿Ritter, Landsknecht, Legionär: militärmythische Leitbilder in der Ideologie der SS¿. Ein populärpsychologisches Werk heißt ¿Die Tyrannei der edlen Ritter: Männer, die Frauen retten wollen¿. Schnell wird deutlich, dass beide Begriffe dem Bedarf entsprechend und z.T. sogar semantisch unscharf gebraucht werden. Ein mentalitätsgeschichtlicher Vergleich zweier voneinander unbeeinflusster Gesellschaftsstände schafft Verständnis für historisch gewachsenen Phänomenen jenseits von Nationalgeschichte. Dieser Ansatz fußt auf einer weltgeschichtlich ausgerichteten Perspektive, die sich vom gewohnten Eurozentrismus zu entfernen und den Fragehorizont zu erweitern vermag.