Ritter zwischen Gott und Welt: Das Rolandslied des Pfaffen Konrad

Studienarbeit aus dem Jahr 1996 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 2, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg (-), Veranstaltung: Hauptseminar zur Älteren Germanistik, Sprache: Deutsch, Abstract: Das 'Rolandslied des Pfaffen Konrad als Medium welfischer Repräsentationskunst' ist eine Abhandlung, die das Machtbewusstsein einer der schillerndsten Gestalten des deutschen Hochmittelalters herausstellt: das Heinrichs des Löwen (1125-1195); des Welfenherzogs aus altem fränkischem Adelsgeschlecht. Als Spross einer der mächtigsten deutschen Dynastien betrachtete der Herzog von Sachsen und Bayern sich und seine Familie dem regierenden staufischen Herrscherhaus unter Kaiser Friedrich I. als ebenbürtig. Um die herausragende Stellung der Welfen in Norddeutschland zu manifestieren, gab er verschiedene Kunstwerke in Auftrag. Dabei bediente sich der Vetter Friedrich Barbarossas der genealogischen Anknüpfung an das karolingische Herrscherhaus; insbesondere an Karl den Großen. Das Widmungsgedicht des Helmarshausener Evangeliars sowie die Beauftragung des Mönchs Konrad mit der Übersetzung der um 1100 in Frankreich entstandenen 'Chanson de Roland' sind Beispiele dieser Herrscherrepräsentation. Das Rolandslied; ein Werk der 'Chanson de geste'; beschreibt die Schlacht von Roncesvalles, die Karl d.Gr. 778 in Spanien gegen die Mauren schlug. In der deutschen Übersetzung wird Heinrich mit Roland sowie mit Karl d. Gr. und dem biblischen König David in typologische Beziehung gesetzt. Idealistisch verklärt wird der Kreuzritter Heinrich darin als 'tugendhafter Heidenbekehrer und Mehrer der Christenheit' bezeichnet; dessen Vasallen ihm so treu ergeben sind wie Roland seinem Kaiser Karl. Diese Art des Herrscherlobs entsprach jedoch längst nicht mehr den realen Verhältnissen des Lehnswesens zur Zeit des Welfenherzogs. Darum musste sich der Verfasser der deutschen Version der 'Chanson d. R.' altertümlicher Formen bedienen, verknüpft mit damals aktuellen ausländischen Motiven zum Zwecke der fürstlichen Repräsentation. Der Rekurs auf altertümliche Stilmittel diente auch der Legitimation welfischer Herrschaftsansprüche. Deshalb ließ Braunschweigs Gründer sein Löwendenkmal vor der Burg Dankwarderode errichten; darum stiftete er den Dom St. Blasius, das kostbare St.Oswald-Reliquiar und den Marienaltar des Braunschweiger Doms. Aus diesem Grund erscheinen Heinrichs kaiserliche Großeltern auf dem Krönungsbild des prächtigen Helmarshausener Evangeliars in herausragender Stellung. All dies sollte das herrscherliche Selbstverständnis eines Adelsgeschlechts zum Ausdruck bringen, 'das sich auch ohne Krone königlich wusste' und das mit der Stauferdynastie um den Kaiserthron konkurrierte.

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