Rituelle Gewalt an Frauen am Beispiel der weiblichen Beschneidung

Masterarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Sozialwissenschaften allgemein, Note: 1,1, Universität zu Köln (Institut für vergleichende Bildungsforschung und Sozialwissenschafen), Sprache: Deutsch, Abstract: Die weibliche Beschneidung ist eine folgenreiche Menschenrechtsverletzung und Ausdruck von Unterdrückung, Erniedrigung, Fremdbestimmung und ökonomischer Ausbeutung von Mädchen und Frauen. Gleichzeitig hat sie aber in praktizierenden Gesellschaften eine wichtige soziale Bedeutung. Die Beschneidung stellt einen traditionellen Brauch dar - als dieser kann er jedoch nicht mehr nur betrachtet werden. Die World Health Organization (WHO) nimmt an, dass ihre globalen Auswirkungen ein ernsthaftes Problem für die öffentliche Gesundheitsvorsorge darstellen: Die Beschneidung von Mädchen und Frauen ist somit zu einem Problem modernen Gesellschaften geworden. Lange Zeit wurde darüber diskutiert, ob man überhaupt eingreifen darf. Inzwischen hat sich das Augenmerk von dieser Frage zu dem Problem verlagert, wie man die Praxis beenden kann. Zentrale Voraussetzung für den Versuch, Strategien für die Aufklärung und Abschaffung der Beschneidung zu entwickeln, ist ein Verständnis dafür, welche persönliche und eine ganze Gemeinschaft umfassende Dynamik herrscht, die dazu führt, dass die Beschneidung an jungen Mädchen und Frauen gefordert und durchgeführt wird. Dies schließt auch die Frage ein, wie physische, strukturelle und symbolische Gewalt miteinander verknüpft sind und welche Gründe es für Frauen gibt, die Praxis zu unterstützen und durchzuführen. Ziel dieser Arbeit ist es, die Beweggründe der Frauen detailliert herauszuarbeiten, um nachvollziehen zu können, warum der Brauch, der ihre eigene Gesundheit derart gefährdet, von ihnen akzeptiert und reproduziert wird. Dazu werden zunächst grundlegende Erkenntnisse zum Zusammenhang von Macht, Gewalt und dem Körper im Geschlechterverhältnis dargelegt und anschließend mit Bourdieus Habituskonzept verknüpft. Die symbolische Gewalt, die eng mit der Herstellung von Zweigeschlechtlichkeit und der männlichen Herrschaft zusammenhängt, wird darüber hinaus näher betrachtet. Anschließend erfolgt die Betrachtung des Phänomens der weiblichen Beschneidung: Zunächst werden die verschiedenen Formen der Beschneidung beschrieben, um daran anknüpfend ihre unterschiedlichen Folgen für die Betroffenen darzulegen. Im Anschluss werden die verschiedenen Begründungsmuster ausführlich - mit Bezug auf die Erkenntnisse aus dem theoretischen Teil - analysiert. Basierend auf diesen Erkenntnissen wird abschließend skizziert, was Aufhebungsstrategien leisten müssen, um eine nachhaltige Verbesserung der Situation der Betroffenen zu erreichen.