Robert Walsers Stille in der 'Naturstudie'. Von Ambivalenzen zum großen Einssein der Gegensätze

Studienarbeit aus dem Jahr 2021 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Universität Augsburg (Philologisch - Historische Fakultät), Veranstaltung: Hauptseminar: Reden und Schweigen in der Literatur, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Thema, ob Robert Walsers Stille in der 'Naturstudie' ein unlösbares Rätsel darstellt. Robert Otto Walser wurde am 15. April 1878 in Biel geboren und starb am 25. Dezember 1956 in der Nähe von Herisau bei einem Spaziergang im Schnee. Er wuchs in Biel an der deutsch-französischen Sprachgrenze zweisprachig auf. Der Schweizer Schriftsteller ist das zweitjüngste von acht Kindern. Sein Vater, Adolf Walser, war Werkstattinhaber für Bilderrahmen und Papierwaren und gelernter Buchbinder. Seine Mutter, Elisabeth Walser, musste von ihren Kindern gepflegt werden, da sie an einer affektiven Psychose litt, an der sie 1894 letzten Endes auch starb. Die Beziehung zu seiner Mutter scheint sehr zentral in Robert Walsers Werken. Karl Walser, sein Bruder, war Bühnenbildner und Maler. Robert Walser besuchte die Grundschule und anschließend das Gymnasium - musste jedoch vor seinem Abschluss abbrechen, da seine Eltern seine Bildung nicht mehr finanzieren konnten. Nach seiner Schulzeit absolvierte er eine Banklehre, zog jedoch dann nach Stuttgart, wo sein Bruder Karl lebte. In Stuttgart arbeitete Robert Walser als Schreiber in der Inseratenabteilung bei der Union Deutsche Verlagsgesellschaft. Sein Wunsch war es, Schauspieler zu werden, sein Erfolg blieb jedoch aus und er beschloss, zurück in die Schweiz zu gehen, was er zu Fuß tat. Dort arbeitete Robert Walser im Büro als Schreibkraft. Diesem Beruf ging er jedoch sehr unregelmäßig nach und wechselte oft seinen Arbeitsplatz. Seine ersten Gedichte veröffentlichte er 1898, wodurch er Zugang zu literarischen Kreisen bekam. Anfang 1929 wurde er - gegen seinen Willen - in die Psychiatrie eingeliefert, wo er bis zu seinem Lebensende blieb. Große schriftstellerische Erfolge blieben aus - vielleicht entstand mitunter daraus die ganz besondere Eigenart des Schriftstellers Robert Walser. Robert Walsers Prosastück 'Naturstudie' erschien mit fünf weiteren Texten 1920 in der Sammlung Seeland. Alle Texte wurden bereits zuvor einzeln veröffentlicht. Seeland gehört zu dem letzten Werk von Walsers Bieler Zeit. Obwohl Robert Walser in dieser Sammlung 'die Summe seines Bieler Schaffens [...]' sah, blieb der Erfolg aus und 'diese Sammlung [blieb] das unbekannteste aller seiner Bücher'. Auffällig ist, dass der Schweizer Schriftsteller alle seine Texte, v.a. in der Bieler Zeit, vor der Veröffentlichung stark überarbeitete und veränderte.