Rufmord in der späten römischen Republik

In der politischen Auseinandersetzung überzieht Cicero Mitglieder der Senatsaristokratie mit Schmähungen, um den Leumund, das Ansehen und damit auch den Rang seiner politischen Gegner nachhaltig zu erschüttern. Die rufschädigenden Vorwürfe werden von Cicero nach einem sich inhaltlich gleichenden Muster gestaltet, dessen Funktion und Ursprung die Arbeit erstmals mithilfe eines diskursanalytischen und erzähltheoretischen Ansatzes systematisiert. So können Lebensbereiche, auf die die Argumente Bezug nehmen, wie Kommensalität und Konsum, soziales Umfeld oder Sexualverhalten, als kulturspezifische Diskursfelder erfasst werden. Die Arbeit zeigt, wie die Diffamierungen generiert und - je nach dem sozialen Profil des zu schmähenden Gegners und nach Adressatenkreis - unterschiedlich komponiert werden. Einige implizieren sittliche Devianz, andere werden gar mit Vergehen oder Straftaten assoziiert. Anders als in der bisherigen Forschung wird neben den Reden im Senat, vor Gericht und in der Volksversammlung auch den Briefen Ciceros Bedeutung beigemessen, die weniger als authentische und alltagsnahe Selbstzeugnisse, denn als stilisierte Abhandlungen über Verhaltensstandards gelesen werden.

Anabelle Thurn, TU Darmstadt.

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