Sabbioneta und die Stadtbaukunst des 16. Jahrhunderts. Die spanischen Erfahrungen von Vespasiano Gonzaga

Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Kunst - Architektur, Baugeschichte, Denkmalpflege, Note: 2, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Kunsthistorisches Institut), Veranstaltung: Die Städte der Karibik: Geschichte, Architektur, Landschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: Sabbioneta wird als herausragendes Bespiel für die Stadtbaukunst des 16. Jahrhunderts angesehen, das sich heute noch fast in Originalzustand befindet. Die Stadt wurde zwischen 1554 und 1591 von Vespasiano Gonzaga, einem Herzog aus einem oberitalienischen Fürstengeschlecht, nach und nach zu einer Residenzstadt ausgebaut und umgebaut. Jedoch heute ist sehr wenig von dem Charakter einer Residenzstadt übrig geblieben, denn nach dem Tod des Stadtgründers verlor die Stadt immer mehr an Bedeutung, und heute wird Sabbioneta durch eine dörfliche Atmosphäre beherrscht. Die Informationen über die Planungsphasen von Sabbioneta sowie über den Architekten und Planer dieser Stadt sind heute äußerst lückenhaft, da es an verlässlichen und aussagekräftigen Originalplänen und Dokumenten fehlt. Die wichtigen Dokumente und Pläne fielen höchstwahrscheinlich im 19. Jahrhundert einem Feuer bei einem Brand des Hausarchivs von Vespasiano Gonzaga in Bozzolo zu Opfer. Die wenigen Rückschlüsse, die man auf die Planung der Stadt ziehen kann, beruhen auf den Biografien über Vespasiano, denn die Rekonstruktion der Baugeschichte hängt sehr stark mit seinem Leben zusammen. Giulio Faroldi schrieb über Vespasiano kurz nach dessen Tod eine Biografie unter dem Titel: ¿Vita di Vespasiano Gonzaga Colonna, Duca di Sabbionetä, und lieferte damit sehr wichtige Informationen über die Baugeschichte von Sabbioneta. Auch in der 1780 veröffentlichten Biografie von Ireneo Affò werden viele Dokumente aus dem Archiv von Vespasiano zitiert. Den Spekulationen über den Planer und Architekten der Stadt zufolge, die auf den Biografien von Vespasiano basieren, war Vespasiano selbst nicht nur der Stifter, sondern auch der Entwerfer der Stadtstruktur. Allerdings sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass solch ein Entwurf ohne jegliche Sachkenntnisse über die Baukunst und die Stadtplanung nicht geleistet werden konnte. Daher liegt es nahe, dass bei den Entwürfen Architekten und Ingenieure zu Rate gezogen werden mussten. Eine andere Möglichkeit wäre, dass Vespasiano im Laufe seiner Reisen durch halb Europa sowie durch sein Interesse an den ständig neuen Entwicklungen der Baukunst zu einem Wissen gekommen ist, das so ein Entwurf erlaubt hätte.