Schaffen die aktuellen Steuerreformvorschläge mehr Beschäftigung und Zufriedenheit?

Inhaltsangabe:Zusammenfassung: The permanent problem of mankind is learning to live well (Keynes 1931). Der Ruf nach einer großen Steuerreform in Deutschland ist aktueller denn je. Nach jahrelangen punktuellen Veränderungen des aktuellen Steuersystems scheint die Überzeugung bei fast allen politischen Parteien gewachsen zu sein, dass ein Neuanfang oder zumindest ein gravierender Systemwechsel notwendig geworden ist. Entwürfe für eine große Steuerreform werden unter Ökonomen bereits seit Jahren diskutiert. Mittlerweile haben sich auch in der breiten Öffentlichkeit drei Alternativen herauskristallisiert, die besonders große Chance auf die Umsetzung haben: Der auf die Initiative von dem ehemaligen Verfassungsrichter Paul Kirchhof zurückgehende „Karlsruher Entwurf“ (bzw. Kirchhof-Modell) ist sicherlich das prominenteste Konzept der nicht von Parteien stammenden Vorschläge und liegt als einziger Vorschlag bereits beschlussfähig als Gesetzestext vor. Die CDU hat sich per Parteitagsbeschluss hinter das von Friedrich Merz erarbeitete Steuerreform-Konzept (Merz-Konzept) gestellt. Sogar die Bundesregierung selber plant offenbar neben der aktuellen Steuerreform, deren Endstufe 2005 in Kraft treten wird, weitere gravierende Veränderungen. So ließ der Bundesfinanzminister Hans Eichel verlauten, dass zurzeit an einem Vorschlag auf Basis der vom Sachverständigenrat favorisierten Dualen Einkommenssteuer gearbeitet werde. Angesichts der großen politischen Bedeutung der Diskussion über die Steuerreformvorschläge erhofft sich die Politik offensichtlich einen entscheidenden Beitrag einer großen Steuerreform zur Lösung der vordringlichsten Probleme dieses Landes, insbesondere des Abbaus der hohen Arbeitslosigkeit. Diese Arbeit möchte einen Beitrag dazu leisten, Politiker in Ihrer Entscheidung für das „richtige“ Steuersystem zu unterstützen. Deshalb findet die Diskussion in einem möglichst realitätsnahen Modellrahmen statt, der unmittelbar auf die Situation in Deutschland zugeschnitten ist. Entgegen der üblichen Vorgehensweise bei einer ökonomischen Analyse beschränkt sich diese Arbeit auch nicht nur auf eine rein wohlfahrtstheoretische Vorteilhaftigkeit der verschiedenen Steuerreformvorschläge. Stattdessen werden durch die Einbeziehung der Zufriedenheitstheorie auch weitere (sozialpolitische) Ziele wie zum Beispiel die Förderung von Kindern und Familie berücksichtigt, die üblicherweise die Entscheidungen von Politikern beeinflussen und in der Realität eine [...]