Schillers 'Verbrecher aus verlorener Ehre' - Beschäftigung mit der Psychologie von Verbrechern

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,7, Universität Stuttgart (Institut für Neuere Deutsche Literatur), Sprache: Deutsch, Abstract: Viele der im Zeitalter der Aufklärung, also um 1780, entstandenen Werke bekannter, aber auch unbekannter Autoren, beschäftigen sich mit dem Thema Verbrechen. Was in den Jahrzehnten zuvor mehr als Bericht konzipiert war und lediglich die Geschehnisse von Mord, Totschlag und anderen Gräueltaten widerspiegeln sollte, entwickelte mit der Zeit und den Bemühungen verschiedener Autoren eine Eigendynamik. Das Genre des Pitaval-Romans entstand. Wo man vorher detailgetreu das Verbrechen beschrieb und alle blutigen Details in den Vordergrund stellte, wurde in der Aufklärung plötzlich die Psychologie des Verbrechers in den Mittelpunkt gerückt. Das sich verändernde, freiere Menschenbild und die politischen sowie gesellschaftlichen Umwälzungen der Epoche in ganz Europa (vgl. Französische Revolution) waren wohl die Grundlage für das Verlangen, den geistigen Zustand und die Motive des Verbrechers besser zu durchleuchten. Die Befreiung von der jahrhundertelang währenden Unterdrückung des Bürgers durch Kirche, Staat und Regenten, wirkte sich also auch auf die Literatur und deren Grundmotive aus. Es war von nun an nicht länger im Sinne der Literaten sich lediglich mit der Wirkung des Verbrechens auseinanderzusetzen, sondern vielmehr mit der Ursache dessen. Die Schwarzweißmalerei von Gut auf der einen und Böse auf der anderen Seite war ihnen nicht mehr ausreichend. Die Beweggründe von Verbrechern bekamen einen noch nie dagewesenen Stellenwert zuerkannt. Man wollte erforschen, was einen Menschen dazu treibt, kriminell zu werden und sogar das schlimmste aller Verbrechen, den Mord, zu begehen. Vieles was die wackeren Autoren der Aufklärung heraus gearbeitet haben ist heute wichtiger Bestandteil der Gerichtsbarkeit in der sogenannten westlichen, zivilisierten Welt. Es wird nicht einfach undifferenziert davon ausgegangen, dass ein Mord ein Mord ist, und deshalb jeder die gleiche Strafe zu erwarten habe, sondern man gibt dem Verbrecher und dessen Verteidigung die Chance sich zu rechtfertigen und aufzuzeigen, welche Faktoren dafür verantwortlich waren, dass Verbrechen der größten Kategorie, wie Mord, Totschlag, Körperverletzung und Raubüberfälle zustande kommen konnten. Dies bedeutet sicherlich nicht, dass man Kapitalverbrecher vorschnell entlässt und ihnen [...]