Schluss mit Stuck. Die Umgestaltung von Mietshausfassaden in Berlin in den 1920er Jahren
Autor: | Mellentin, Vinzenz |
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EAN: | 9783346180919 |
Auflage: | 001 |
Sachgruppe: | Geschichte |
Sprache: | Deutsch |
Seitenzahl: | 24 |
Produktart: | Kartoniert / Broschiert |
Veröffentlichungsdatum: | 24.06.2020 |
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Studienarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Erster Weltkrieg, Weimarer Republik, Note: 1,3, Freie Universität Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Wieso war der Stuck bei den Architekten der Moderne derart geächtet, dass sie bereits in den 20er Jahren hundertfach überformt wurde? Da der Stuck der Gründerzeitwohnung in den Jahrzenten nach dem Krieg tausendfach von den Gebäuden abgeschlagen oder nach jahrelangem Verfall in Renovierungen nicht rekonstruiert wurde, weisen heute mehr als die Hälfte der noch erhaltenen Gründerzeithäuser Berlins eine modernisierte beziehungsweise entstuckte Fassade auf. Wurde der bereits entkleidete Altbau in weiteren Renovierungsarbeiten dann auch noch seiner markanten Kastenfenster entledigt, wird er häufig schon gar nicht mehr als Gründerzeitbau erkannt. Über die Vor- und Nachteile der Berliner Altbauwohnung darf freilich zurecht gestritten werden, denn trotz steigender Beliebtheit der Gründerzeitviertel, teurer bleibt nach wie vor der Neubau. Die Schönheit der teils straßenweise wieder renovierten Stuckfassaden, so scheint es, steht heute allerdings nicht mehr zu Disposition. Wer eine Boutique eröffnet, sucht nach Stuckaltbauten, der Tourist macht fleißig Bilder. Auch bei der Wohnungssuche macht sich bereits eine neue Stuckeuphorie bemerkbar, wenn Makler/innen das Vorhandensein von Stuckfassaden als offensichtliches Verkaufsargument betrachten und solche Wohnungen als hochherrschaftliche Stuckaltbauten bewerben. Ironischerweise bedient man sich dabei einer Kausalisierung von herrschaftlich beziehungsweise wertig und eben Stuck, die es den Architekten der Moderne bereits hundert Jahre zuvor zu überwinden galt. Der Schwindel ein hochherrschaftlicher Palast zu sein, hinter dessen trügerischer Gipsfassade sich letztlich doch nur einfache Hinterhauswohnungen verbargen. Sicher entsprachen diese falschen Kleider also nicht dem Ideal des neues Bauens, gerade aus heutiger Sicht bleibt dennoch mehr als verwunderlich.