Schrei der Steine

Gewidmet ist der Roman dem Erzbischof von San Salvador, Monseñor Oscar Arnulfo Romero, der 1980 von rechtsgerichteten Paramilitärs während eines Gottesdienstes ermordet wurde. Anlässlich der wenige Tage später für ihn abgehaltenen Messe richtete das Militär von El Salvador ein Massaker unter den Trauergästen an. Der Roman 'Schrei der Steine' beschreibt die politischen und sozialen Veränderungen im (fiktiven) mittelamerikanischen Staat Payuca, nachdem dort 1977 reaktionäre Kreise gegen eine sozialdemokratische Regierung putschen. Die Putschisten nutzen die Situation zur persönlichen Machtfestigung und Bereicherung. Die verarmte Bevölkerung, die vom zuvor regierenden, fortschrittlichen Regime profitiert hatte, und Politiker dieser aus dem Amt gejagten Regierung nehmen den Kampf gegen die neue Willkürherrschaft auf. Auch hier spielen persönliche Interessen durchaus eine Rolle. Die Ereignisse und Entwicklungen nach dem Putsch werden aus der Sicht aller gesellschaftlichen Schichten geschildert. Eine herausragende Rolle spielt in diesem Kampf der Erzbischof der Hauptstadt des Landes, Moisés Ubeda y Rivera. Der intensiv recherchierte, spannende und durchaus parteiliche Roman 'Schrei der Steine', setzt sich indirekt auch gegen die Niederschlagung der Theologie der Befreiung durch Berufs- und Veröffentlichungsverbote für deren Verfechter ein, die vor allem von Papst Johannes Paul II verfügt wurden. Das macht den Roman sehr aktuell, denn mit Papst Franziskus hat die katholische Kirche seit Kurzem erstmals ein aus Lateinamerika stammendes Oberhaupt. Franziskus will die Kirche wieder an die Seite der Armen stellen und verlangt von sich und den Christen ein parteiliches Engagement zugunsten der marginalisierten Menschen. Damit knüpft Papst Franziskus an die Ergebnisse des 2. Vatikanischen Konzils der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts an, aus denen auch die Theologie der Befreiung entstand. Die Theologie der Befreiung wurde insbesondere durch lateinamerikanische Bischöfe und Kirchentheoretiker formuliert und praktisch umgesetzt. 1968 ergriffen die in der Bischofskonferenz von Medellín versammelten Kirchenmänner unter anderem offen und ausdrücklich dafür Partei, dass unterdrückte Völker sich gegen staatliche, institutionalisierte Gewalt wehren dürfen. Auf diese Weise unterstützten sie die Befreiungsbewegungen, die damals in mehreren lateinamerikanischen Ländern bewaffnet gegen Diktaturen kämpften. Der Roman 'Schrei der Steine' erinnert an die damalige Haltung der katholischen Kirche in Lateinamerika. Wie wird sich das Engagement des aktuellen Papstes Franziskus ('Kapitalismus ist Mord') in Zukunft moralisch, sozial und politisch auswirken? Wie weit wollen, wie weit können Franziskus und seine Anhänger in ihrer Kapitalismuskritik gehen?

Tilo Ballien, Jahrgang 1950, befasst sich seit den 60er Jahren mit Lateinamerika, seit 1978 insbesondere mit Nicaragua. Nach langjähriger Theaterarbeit (vor allem bei der Theatermanufaktur Berlin), journalistischer Tätigkeit, der Mitarbeit in mehreren kulturellen Projekten und im 'Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Kreuzberg - San Rafael del Sur (Nicaragua) e.V.' ist er heute freier Schriftsteller und Maler. Tilo Ballien ist mit der Schauspielerin, Autorin und Malerin Helga Thiel-Bal

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