Schwankende Ansichten

Neu sehen, anders sehen - seit dem 19. Jahrhundert hat sich in der Literatur eine Ästhetik alternativer Sehformen etabliert, die die eigene Wahrnehmung zunehmend infrage stellt und sich in der Figur des Schwankens manifestiert.
Robert Schade eröffnet einen Einblick in die Geschichte dieser alternativen Sehformen, indem er ausgehend von ökonomischen Wahrnehmungstheorien des 19. und 20. Jahrhunderts Fragestellungen aus Psychologie, Philosophie und Ästhetik verfolgt. Er stellt auf diesem Wege erstmals eine Verbindung zwischen der Sehtheorie Hermann von Helmholtz' und der Verfremdungsästhetik Viktor Shklovskijs her. Am Beispiel von vier Werkuntersuchungen (von Gustave Caillebotte, Andrej Belyj, H.G. Wells und Luigi Pirandello) werden die Vernetztheit und das kritische Potenzial der Figur des Schwankens in unterschiedlichen Diskursen illustriert.



Robert Schade (Dr.), geb. 1982, hat in Allgemeiner und Vergleichender Literatur an der Universität Potsdam promoviert und war Stipendiat am DFG-Graduiertenkolleg »Sichtbarkeit und Sichtbarmachung«. Nach Auslandsaufenthalten in Tallinn und St. Petersburg arbeitet er als Lehrer für deutsche Sprache und Kultur am CEFET (Centro Federal de Educação Tecnológica), Rio de Janeiro. Seine Forschungsschwerpunkte sind Russischer Formalismus sowie Wahrnehmungs- und Emotionstheorien.