Schweres Schweben

Die Gleichzeitigkeit von schwer und leicht im Denken und Bewegen wird seit der Antike gravitas genannt. In der Barockzeit entstand daraus eine Grundhaltung für den Tanz: Im Luftschritt pas grave wird der Körper kurz vor dem Bodenkontakt angehoben. Daraus entwickelte sich das Ideal der schwerelosen Ballerina, von dem sich Tanzschaffende seit der Moderne wiederum distanzieren. Pina Bauschs Tanzoper Orpheus und Eurydike wertet die Dichotomien schwer/männlich vs. leicht/weiblich um: Mühevoll trägt Orpheus seine Schattenfrau Eurydike durch den Hades. Mit dem Schweren Schweben entwickelt Mariama Diagne eine Denkfigur, die das Schweben in der europäischen Kulturgeschichte aufspürt und neu kontextualisiert.



Mariama Diagne (Dr. phil.) studierte Theater-, Medien-, Musik- und Tanzwissenschaften in Bayreuth und Berlin. Sie promovierte an der Freien Universität Berlin, wo sie am Institut für Theaterwissenschaft und dem Zentrum für Bewegungsforschung bei Gabriele Brandstetter in Lehre und Forschung tätig ist. Zudem wurde sie am Dance Theatre of Harlem in New York City unter anderem in Klassischem und Modernem Bühnenzanz ausgebildet. Ihre Forschungsschwerpunkte fokussieren die Re-Lektüren der Tanzhistoriografie und die daraus entstehenden neuen ästhetischen wie ethischen Zusammenhänge der Tanzkunst seit dem 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Sie ist außerdem als freie Journalistin sowie als freie Mitarbeiterin in Projekten der Pina Bausch Foundation tätig.

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