(Selbst-)Inszenierungen im 18. Jahrhundert. Die Attitüden-Darstellerin als kreative Kraft oder passives Kunst- und Lustobjekt?

Studienarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Kunst - Kunstgeschichte, Note: 2,0, Universität Potsdam, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit wird untersucht, inwiefern die Kunst der Attitüden mit der Kreativität der im 18. Jahrhundert allgemein als schöpferisch unfähig gesehenen Frau verbunden ist. Einleitend wird ein grober Überblick über die Anfänge und das Wesen der Attitüden gegeben, unter besonderer Berücksichtigung der Lady Hamilton. Anschließend wirft die Autorin einen kurzen Blick auf die Attitüden als Mittel zur Erziehung der Frau. Eine wichtige Rolle bei der Betrachtung der Attitüden spielt auch die Erotisierung der Darstellerin. Den Körper einer Frau so leicht bekleidet und in einer öffentlichen, oder in den Salons zumindest semi-öffentlichen, Präsentationssituation betrachten zu können, und das unter dem Aspekt des Kunstgenusses legitimiert, machte für viele männliche Zuschauer gerade den Reiz der Attitüden aus. Des Weiteren wird anhand der beiden Attitüdenkünstlerinnen Lady Hamilton und Henriette Hendel-Schütz betrachtet, ob die Darstellerin auch als Urheberin ihrer Kunst und damit doch als schöpferisch tätig gesehen werden kann, oder ob sie reine Aufzeichnungsfläche ist und ihr der Künstlerstatus aberkannt werden muss. Die insbesondere von Winckelmann und Herder propagierte klassizistische Idee der belebten Statue, die sich auch in der Wiederentdeckung des Pygmalion-Mythos ausdrückte, prägte den Kunstgenuss des 18. Jahrhunderts. Mit Lady Hamilton, der zweiten Frau des britischen Botschafters in Neapel Sir William Hamilton wurde dieses Ideal Realität. Als frühestes Dokument über Attitüden gilt Goethes Bericht über eine Aufführung von Emma Hamilton, welche er in seiner italienischen Reise beschreibt. Die ersten dieser Aufführungen gab Lady Hamilton 1786/1787 und wurde so zur Begründerin dieser auch mimoplastisch genannten Kunst. Der Begriff der Attitüde stammt aus dem Theater, wo er so viel wie eine ruhig gehaltene Pose eines/einer SchauspielerIn beschreibt und den Seelenzustand des Charakters zum Ausdruck bringen soll. Parallel dazu existiert der Begriff auch in der Künstlerfachsprache und meint die Pose des Malermodells.