Selbstverletzung als Selbstfürsorge

Selbstverletzungen als Symptom einer Entwicklungsstörung des Selbst bei Jugendlichen haben in den letzten Jahren zunehmende Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Zweifellos gibt es Unterschiede zwischen den Körperinszenierungen der Jugend von heute zu früheren Jugendkulturen, vor allem was die Dynamik und Radikalität der Verdinglichung des eigenen Körpers angeht. Selbstverletzungen besitzen eine paradoxe Funktion der Selbstfürsorge. Sie reduzieren unerträgliche Spannungszustände, lassen drängende Suizidideen in den Hintergrund treten und unterbrechen die Angst vor Selbstverlust und ein Gefühl, 'verrückt zu werden'. Biographisch finden sich häufig kindliche Traumatisierungen bis hin zu sexuellen Missbrauchserlebnissen, die zumeist auf der Basis einer tiefgreifenden emotionalen Vernachlässigung in den frühen Beziehungen aufbauen. Die komplexe Psychodynamik des selbstverletzenden Verhaltens bei Jugendlichen wird anschaulich erklärt und mündet in praxisbezogene Therapieempfehlungen. Denn: Selbstverletzende Intentionen und Handlungen können heute erfolgreich behandelt werden.

Prof. Dr. Franz Resch, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Individualpsychologischer Psychoanalytiker, ist Ordinarius für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Universität Heidelberg.

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