Sexualisierte Gewalt in pädagogischen Kontexten am Beispiel der Odenwaldschule

Studienarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Pädagogik - Pädagogische Psychologie, Note: 1,0, Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau, Sprache: Deutsch, Abstract: Jahrzehntelang besaß die Odenwaldschule einen hervorragenden Ruf - eine reformpädagogische Vorzeigeinstitution mit elitärem Klientel. Jeder, der auf der OSO war - sowohl Schüler als auch Lehrer - war Stolz, auf dieser berühmten Schule gewesen zu sein. An der Odenwaldschule wurden seit den 1960er Jahren bis in die 1990er Jahre mindestens 132 Schüler missbraucht. Keiner der Täter wurde je für seine Verbrechen verurteilt. Der Missbrauch ist rechtlich über die Jahre hinweg verjährt, die emotionalen Wunden der Betroffenen bestehen jedoch weiterhin. Die vorliegende Arbeit versucht Antworten auf folgende Fragen zu finden: Wie konnte es zu diesen Vorfällen in einem solchen Ausmaß kommen? Warum dauerte es über 30 Jahre, bis die Vorfälle öffentlich bekannt wurden? Welche Konsequenzen können daraus gezogen werden? Der erste Teil widmet sich der terminologischen Klärung des Fachbegriffes sexualisierte Gewalt. Danach wird das Konzept der Odenwaldschule vorgestellt und die Vorfälle der sexualisierten Gewalt benannt. Im Anschluss daran wird die Frage geklärt, welche Strukturen die Missbrauchsfälle begünstigten. Historische Dokumente weisen darauf hin, dass Schüler bereits kurz nach der Gründung des Internats von Lehrern sexuell belästigt wurden. Im Zuge der Aufdeckungsarbeiten 2010 stellte sich heraus, dass die Häufung der Missbrauchsfälle in die Amtszeit des Schulleiters Gerold Becker fällt und er somit als einer der Haupttäter betrachtet wird, weshalb diese Arbeit sich auf die Vorfälle im Zeitraum der 1970er und 1980er begrenzt. Im Fokus des darauffolgenden Abschnitts steht Andreas Huckele, ein ehemaliger Schüler der Odenwaldschule und Opfer sexualisierter Gewalt seitens Becker, der von 1981-1988 an der Odenwaldschule war. Als Grundlage dessen dient sein Buch 'Wie laut soll ich denn noch schreien?', das bis 2011 unter dem Pseudonym Jürgen Dehmers herausgegeben wurde. Auf die Konsequenzen der Aufdeckungsarbeiten bezieht sich der vorletzte Abschnitt. Zum Ende der Arbeit werden die wichtigsten Ergebnisse noch einmal zusammengefasst und abschließend noch offen gebliebene Fragen erörtert.