Shame Sanctions - eine (il)legitime Strafform?

Ein Mann steht acht Stunden vor einer Postfiliale und trägt ein Schild mit der Aufschrift: »Ich habe Post gestohlen - dies ist meine Strafe«. Er wurde von einem Richter zu einer sogenannten Shame Sanction verurteilt, einer Sanktionsform, die seit den 1980er Jahren in den USA verhängt wird. Intuitiv reagiert man auf derartige Szenarien ablehnend, weil sie demütigend wirken. Das Ziel der Arbeit besteht darin, diese intuitive Ablehnung überzeugend zu begründen. Die Arbeit untersucht zunächst die maßgeblichen Faktoren für das Aufkommen der Shame Sanctions. Dann werden die wichtigsten Gründe, die Befürworter und Gegner dieser Sanktionsform diskutiert und analysiert. Im dritten Teil wird eine eigene Begründung für die intuitive Ablehnung der Shame Sanctions entwickelt, die zum Ergebnis kommt, dass Shame Sanctions mit der in einer demokratischen Bürgergesellschaft geltenden Anforderung, auch den Delinquenten in seiner Bürgerrolle zu respektieren, unvereinbar sind.

Egzona Hyseni studied law at the Albert-Ludwigs-University Freiburg as scholar of the Heinrich Böll Foundation. From 2016 to 2018, she worked as student assistant at the Max Planck Institute for Foreign and International Criminal Law in Freiburg. After completing her first law state examination in 2018, she worked as research assistant at the law department headed by Professor Dr. Dr. h.c. mult. Michael Pawlik, L.L.M. (Cantab.) at the Institute of Criminal Law and Criminal Procedure at the Albert Ludwigs University of Freiburg until 2021, where she researched as doctoral scholar of the Heinrich Böll Foundation. Since October 2022 Egzona Hyseni is a legal trainee at the OLG Karlsruhe.

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