Sind wir Deutschland?

Inhaltsangabe:Einleitung: Das Thema „Identität in Deutschland“ muss vorsichtig behandelt werden. Wenn von kollektiver Identität gesprochen wird, geht es nicht um die Forderung nach einem neuen Nationalismus, sondern vielmehr um die Suche nach einem Zusammengehörigkeitsgefühl, welches für Stabilität und Integration innerhalb der Gesellschaft sorgen kann. In dieser Arbeit muss deswegen ebenfalls ein Spagat vollzogen werden: einerseits soll die Geschichte Deutschlands ernst genommen werden ohne in indifferente Nationalismus-Propaganda zu verfallen. Andererseits soll sich ohne Scheu mit dem Thema kollektive Identität in der Bundesrepublik auseinander gesetzt werden. In der Arbeit wird zunächst die Suche nach kollektiver Identität in Deutschland seit 1949 erläutert. Danach wird analysiert, warum sich gerade während der Fußball WM im Sommer 2006 ein „weltoffener Patriotismus“ entwickeln konnte, dessen integrative Wirkung über den sportlichen Bereich hinaus der Bundesrepublik Deutschland nutzen würde. Daher werden folgende Leitfragen an die Arbeit gestellt: Hat es nach der Wiedervereinigung eine politische Entwicklung gegeben, welche die Euphorie während der WM begünstigte? Der Regierungswechsel von 1998 und der Umzug nach Berlin haben die politische Landschaft in der Bundesrepublik sehr verändert. Implizierte der Beginn der „Berliner Republik“ also auch eine neue Symbolpolitik, die eine Auseinandersetzung mit der gesamtdeutschen Geschichte ermöglichte und politisch wie gesellschaftlich zu einem unverkrampfteren Verhältnis zur eigenen Nation führte? Haben in der Folge auch Regierungserklärungen und Ansprachen von führenden Politikern dazu beigetragen, dass sich in der Bundesrepublik langsam ein „Wir-Gefühl“ herausgebildet hat? Im Vorfeld der WM wurde mit verschiedenen Kampagnen für Ideen und Innovationskraft in Deutschland geworben. Haben diese Kampagnen möglicherweise ebenfalls ein verändertes Deutschlandbild an die in- und ausländische Öffentlichkeit vermittelt? Hatte die WM 2006 schließlich auch die Funktion eines Ventils, das zumindest zu einer kurzzeitigen, unverkrampften Identifikation mit dem eigenen Land führte? Gang der Untersuchung: Für eine wissenschaftlich fundierte Antwort müssen aber zunächst auf theoretischer Ebene die verschiedenen Begriffe der Nation in der Abgrenzung zu Nationalismus und Identität erläutert werden. Es wird sich zeigen, dass die Begriffe Nation und Identität nur schwer definierbar sind, da sowohl Nation als auch [...]

Stefan Laetsch, geb. am 12.12.1981 in Hamburg. Von 2001 – 2007 Studium der Politikwissenschaft, öffentliches Recht und Kunstgeschichte an der „Friedrich-Wilhelm-Universität“ Bonn, der „Universidad Complutense“ Madrid, und der „Albert-Ludwig-Universität“ Freiburg im Breisgau. Interessenschwerpunkte in Identitätskonstruktionen, Theorien der Nation, Geschichte der Bundesrepublik und Politik in Lateinamerika. Magisterabschluss im Sommer 2007 an der Universität Freiburg. Seit Oktober 2007 Doktorand an der Universität Rostock.

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