Solidarität statt Liebe?

Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Soziologie - Individuum, Gruppe, Gesellschaft, Note: 1,3, Universität Hamburg, Veranstaltung: IGK, Sprache: Deutsch, Abstract: Unter den Kategorien des moralischen und politischen Denkens ist der Begriff der Solidarität einer der jüngsten. Seine historischen Wurzeln führen ins Römische Recht zurück; als 'obligatio in solidum' wurde hier eine spezielle Form der Haftung bezeichnet, nach der jedes Mitglied einer (meist familiäre) Gemeinschaft für die Gesamtheit der bestehenden Schulden aufzukommen hatte und umgekehrt die Gemeinschaft für die Schulden jedes einzelnen Mitgliedes. Erst seit dem Ende des 18.Jahrhunderts wurde diese Rechtsfigur über den schuldrechtlichen Kontext hinaus verallgemeinert und auf das Gebiet von Politik, Gesellschaft und Moral übertragen: als 'Solidarität' bezeichnete man nun immer häufiger das Bestehen einer wechselseitigen moralischen Verpflichtung zwischen Individuum und Gemeinschaft. Im politischen Kontext trat der Solidaritätsbegriff seit dem Beginn des 19.Jahrhunderts neben den im Nachklang der Französischen Revolution prominent gewordenen Begriff der 'Brüderlichkeit' und ersetzte ihm zunehmend. Zeitlich parallel dazu wurde er zu einem Terminus technicus der neu entstehenden Soziologie, wo er seit Auguste Comte und (später) Emile Durkheim den 'Zement' charakterisiert, der eine Gesellschaft zusammenhält und zu einer Einheit macht. Aus der Sprache der Politik und der Soziologie wurde er dann in 20.Jahrhundert von Autoren wie Max Scheler und Henri Bergson in die Moralphilosophie übernommen und trat hier in ein (bis heute weitgehend ungeklärtes) Verhältnis zu Begriffen wie 'Sympathie', 'Menschenliebe', 'Wohlwollen', 'Gemeinsinn' oder 'Loyalität'.

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