Sommerblüten

Mein Cousin Matthias und ich verbrachten jedes Jahr unsere Sommerferien bei unseren Großeltern. Abseits des Dorfes gelegen gab es vor dem Waldrand nur noch zwei Gehöfte. Auf dem letzten wohnten meine Oma und mein Opa. Es war ein riesiger Bauernhof mit Kühen, Schweinen, einem Pferd, Hühnern, Kaninchen und allem was man brauchte, um die Tiere und die Bewohner des Hofes zu versorgen. Hier waren alle gleich, auch die Wochentage. Es existierte kein Wochenbeginn und kein Wochenende. Die verstrichene Zeit lasen wir einzig an der Folge der Mahlzeiten ab. Die Sonne ging jeden Tag einmal auf, das Gras wuchs mittwochs wie sonntags, die Tiere hatten täglich Hunger und spielen konnten wir, solange uns was einfiel und bis die Sonne wieder unterging. Von klein auf erfinden wir Geschichten. In der Summe sind sie unser Leben und unsere Identität. Mein Cousin und ich haben darin Superkräfte. Wir sind die, die wir sein können, wenn die Fantasie uns spazieren führt. Jeder kann auf diese Art reisen. Die Welten sind unzählbar und die Abenteuer erzählbar.

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