Sozialismus mit menschlichem Antlitz

Die Wirtschaftsgeschichte Ostdeutschlands wird in der Regel als eine Geschichte des Zusammenbruchs eines von Natur aus fehlerhaften Systems erzählt. Doch obwohl die Ineffizienz des Systems unbestreitbar ist, war seine Wirtschaftsgeschichte viel reicher, als seine vergleichsweise schlechte Wirtschaftsleistung vermuten lässt. Für viele, die dort lebten, war es ein System, das in den vierzig Jahren seines Bestehens zu Leistungen fähig war und im Allgemeinen auf einem erträglichen Niveau funktionierte. Dieses Buch kombiniert die Erkenntnisse der Verhaltensökonomie mit Archivrecherchen, um die Schichten der Rhetorik und der Annahmen über die ostdeutsche Wirtschaft abzuschälen und Aspekte der zugrunde liegenden Funktionalität zu untersuchen.

Anhand einer Reihe von Fallstudien, die die Einrichtung sozialistischer Arbeitsplätze, das Streben nach Produktivitätssteigerung und Effizienz sowie die Entstehung der Finanzkrise untersuchen, betrachtet das Buch das System aus der Perspektive der Menschen, die es betrieben und die Entscheidungen trafen, die es zum Funktionieren brachten. Unbelastet von politischen Vorurteilen bietet es ein realistischeres Verständnis der ostdeutschen Wirtschaftsgeschichte als dasjenige, das sich aus festgefahrenen Debatten über den Zusammenprall der Systeme ergibt. Die vorgestellten neuen Perspektiven und Ansätze zeigen, dass die ostdeutsche Wirtschaftsgeschichte, herausgelöst aus ihrem Kontext des Kalten Krieges, als das analysiert werden kann, was sie war, und nicht als das, was sie symbolisierte.  

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