Sprache in der Klasse

In dieser Arbeit wird eine Primarschulklasse in einer zweisprachigen Schweizer Stadt untersucht. Die Schulklasse zeichnet sich durch besonders heterogene muttersprachliche Verhältnisse aus. Der schweizerdeutsche Klassendialekt wird mittels zahlreicher dialektologischer Variablen beschrieben, und es zeigt sich, daß im Zusammenspiel von sozialer Dynamik innerhalb der Klasse und innerlinguistischen Bedingungen rasch eine recht hohe sprachliche Konformität entsteht. Über einen soziographischen Zugang wird die Klassenstruktur beschrieben, und es zeigt sich ein starker Zusammenhang zwischen den linguistischen und sozialpsychologischen Datenreihen. Die soziale Netzstruktur innerhalb der Klasse spiegelt sich deutlich im sprachlichen Konvergenz- und Divergenzverhalten. Der korrelierende Zugang wird ergänzt durch eine Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Klassenmitglied. Auf diese Weise gewinnen die in der Korrelationsanalyse erhaltenen Ergebnisse an Tiefe, und die zuweilen erstaunlichen sprachlichen Verhaltensmuster im Spannungsfeld von Konformität und Abweichen können besser verstanden werden. Sprachliche Varianten erweisen sich als außerordentlich wichtige und wirksame Instrumente zur sozialen Feinabstimmung innerhalb der Zwangsgruppe einer Schulklasse. Die Ergebnisse dieser Arbeit führen nicht nur die soziolinguistische Tradition im deutschsprachigen Raum weiter, sie sind auch ein Beitrag zum Verständnis von sprachlichem Verhalten unter extremen Kontaktbedingungen. Da sich Sprachentwicklung letztlich immer durch Kontakt von Varietäten und Sprachen im sozialen Feld auszeichnet, kann die untersuchte besondere Situation als Labor für Sprachkontakt und -wandel angesehen werden.

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Sprache in der Klasse Raphael Berthele

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