Sprachen der Philosophie. Argumente für die aktuelle Dringlichkeit eines Blicks über die Grenzen europäischer Sprachen hinaus

Der Aufsatz stellt aus historischer und interkultureller Perspektive die alte Frage neu zur Diskussion, welcher Zusammenhang zwischen der (besonderen) Sprache, die wir sprechen, und den (bestimmten) Gedanken, die wir denken, besteht. Zunächst wird angenommen, dass die Philosophie bei den Griechen als diskursive Suche nach theoretischer Erkenntnis entstand. Aus diesen Anfängen entwickelte sich ein spezifisch wissenschaftlicher Denkstil, der nur mit wohldefinierten Zeichen operiert. Diesem vertrauten Selbstbild der Philosophie als Wissenschaft wird entgegengehalten, dass Philosophie keine Wissenschaft ist, weil die Sprache, in der sie sich artikuliert, Bedeutungen tradiert, die undefiniert als bekannt vorausgesetzt und verwendet werden dürfen und müssen. Philosophie versteht sich von daher mit Wittgenstein als Sprachkritik. Als ein Grundprinzip des notwendig sprachlich sich artikulierenden Denkens wird herausgearbeitet, dass wir nicht schon dann denken, wenn wir etwas sagen können, sondern erst, wenn wir es sagen und anders sagen können. Doch dieser Übergang vom Sagen eines Gedankens zum Anderssagen desselben bleibt, da er auf praktischer Anerkennung beruht, immer dem künftigen Zweifel ausgesetzt.

Weitere Produkte vom selben Autor