Stadt-Land Differenzen im gesellschaftlichen Protestverhalten in der Weimarer Republik

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Erster Weltkrieg, Weimarer Republik, Note: 1,3, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Historisches Institut), Veranstaltung: Hauptseminar: Soziale Konflikte in der Weimarer Republik, Sprache: Deutsch, Abstract: Die erste deutsche Republik scheiterte an inneren Kämpfen, in denen politische Extreme immer mehr das Heft des Handelns in die Hand bekamen. Die Gewalt gegen den innenpolitischen Gegner und gegen die demokratische Ordnung kennzeichnete die politische (Un)Kultur der untergehenden Weimarer Republik. Doch warum gewinnen nationalsozialistische sowie kommunistische Propaganda erst in der Gesellschaft der späten Republik an Einfluss? Warum gelang es ihnen erst hier, die gesellschaftliche Unzufriedenheit für sich zu instrumentalisieren? Schon von Anbeginn an hatte die Weimarer Republik mit politischen und ökonomischen Unsicherheiten und Krisen zu kämpfen, die immer auch gesellschaftliche Gruppen belasteten und sie zu Protesten animierten. Aber zunächst schlug die Unsicherheit und Unzufriedenheit nicht in eine systemfeindliche Grundhaltung breiter Massen um. Das gesellschaftliche Protestverhalten soll in dieser Arbeit für eine Frühphase (1918-1923) und eine Endphase (1928-1933) der Weimarer Republik untersucht werden, da hier entsprechende Verhaltensweisen verstärkt auftraten. In der Frühphase dominierten Proteste, die sich um Lebensmittelpreise drehten und zumeist mit der persönlichen Sicherheit zu tun hatten. In der Endphase der Republik dominierte der politisch motivierte Protest. Die Republik entstand in einer Zeit, in der technische Entwicklungen die Landwirtschaft revolutionieren und einhergingen mit einer schon seit dem 19. Jahrhundert fortschreitenden Urbanisierung und industriellen Entwicklung. Die städtischen Gesellschaften entwickelten eigene Lebensformen und spezifische Milieus, wie das industrielle Arbeitermilieu großer Industriegebiete. Im zunehmenden Maße fordern diese Milieus Mitsprache und Emanzipation. Auf dem Land blieben alte Hierarchien mit traditionellen Autoritäten besonders auf ostelbischen Großgrundbesitz zunächst scheinbar resistenter gegen Emanzipationsbestrebungen unterer Bevölkerungsschichten. Doch auch die ländliche Gesellschaft war tief greifenden Veränderungen unterworfen. Diese Arbeit soll daher den Unterschieden städtischer und ländlicher Gesellschaften Rechnung tragen, indem sie städtisches und ländliches Protestverhalten differenziert. Die Protesterscheinungen reichen von einfachen Demonstrationen bis hin zu offener Gewalt gegen politische Gegner oder staatliche Institutionen. Schließlich sollen Aussagen getroffen werden, in wie weit verändertes gesellschaftliches Protestverhalten zum Untergang der Weimarer Republik beitrug.

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