Starke Nutzer im Heim

1 Im Wörterbuch der Heilpädagogik kommt ¿Nutzerperspektive¿ nicht vor. Kein Wunder, ist die Individualisierung von Unterstützungsleistungen doch ein Ke- stück aktueller rehabilitationswissenschaftlicher Forschung. Sie greift die in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts einsetzende fachliche Reflexion von Selbstbestimmung und Selbstständigkeit auf, die allen Menschen mit Behin- rung im Prinzip zugestanden wird und über ¿Assistenzmodelle¿ oder ¿Em- wermentkonzepte¿ umgesetzt werden soll (Autonomiedebatte). Sie knüpft eb- so an fachlichen Überlegungen an, wie sich Organisationen der Wohlfahrtspflege zu Dienstleistungsanbietern entwickeln können. Angereichert durch eine - bensqualitätsperspektive versucht man Hilfeleistungen und individuelle Bedü- nisse von Hilfeempfängern in Einklang zu bringen. Ob dies gelingen kann, wenn Leistungsempfänger zu Kunden werden, bleibt dabei unter professionellen - bietern heiß umstritten. Aber erst mit der Jahrtausendwende beginnt die oft unter dem Motto ¿In der Mitte steht der Mensch¿ geführte Fachdebatte tatsächlich die Interessen der N- zer sozialer Dienstleistung ins Zentrum zu rücken. Deren Perspektive wird nun durch die wachsende Distanz zu traditionell pädagogisch gestalteten Hilfebez- hungen relevanter. Als ¿Prozessbeschleuniger¿ wirken dabei punktuell eingese- te Geld- statt Sachleistungen. Über die seit 2008 für alle Anspruchsberechtigten gesetzlich verbrieften Persönlichen Budgets müssen nun nicht nur Wünsche und Wahlmöglichkeiten für Menschen mit Unterstützungsbedarf subjektbezogener geplant und realisiert werden, sondern auch deren Relevanz für die Nutzer(!), ihr Umfang, ihre Art und auch ihr Preis sind zu benennen.

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Starke Nutzer im Heim Dorothee Schlebrowski

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