Stimme und Ort

Höfische Erzählliteratur um 1200 entwickelt sich in einem Spannungsfeld unterschiedlicher sozialer, literarischer und medialer Faktoren. Die vorliegende Untersuchung fügt sich in die aktuelle Forschungsdebatte zur Poetik höfischer Erzähltexte ein und erörtert zum einen, wie sich höfisch-weltliches Erzählen diskursiv von (höfisch-)religiösem absetzt, und zum anderen, wie sich wahrheitsindifferentes Erzählen innerhalb höfisch-weltlicher Literatur etabliert. Im Fokus stehen dabei Einsatz und Funktion zweier narrativer Mittel: die narratologische Kategorie der Erzählerstimme und die spezifische Verwendung transtextueller Referenzen. Damit zeigt sie auch Möglichkeiten (und Grenzen) der Narratologie Gérard Genettes auf und konfrontiert sie mit den Spezifika mittelalterlichen Erzählens. Die Studie widmet sich sieben zentralen Texten aus der Zeit zwischen 1170 und 1210: der 'Sint Servaes Legende' und dem 'Eneasroman' Heinrichs von Veldeke, allen epischen Werken Hartmanns von Aue sowie Wolframs von Eschenbach 'Titurel'. Sie erläutert in exemplarischen Analysen den Einsatz der Erzählerstimme(n) und inter- und architextuelle Referenzen. Dabei zeigt sich, dass beide narrativen Mittel in den höfisch-weltlichen Texten in spezifischer Weise Verwendung finden und sich damit eine interdiskursive Fläche eröffnet, in der Wahrheitsindifferenz und medialer Status der noch neuen Erzählliteratur zugleich verhandelt werden.

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Hartmann von Aue 1230-1517 Margreth Egidi, Markus Greulich, Marie-Sophie Winter

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