Struktur und Bedeutung, Zielsetzungen und Bedingungen kommunistischer und linkssozialistischer Parteien in Westeuropa

Inhaltsangabe:Einleitung: Zentrale Fragestellung dieser Arbeit ist, wie sich kommunistische Parteien mit originär systemüberwindenden Zielsetzungen zu den sie umgebenden marktwirtschaftlichen Systemen westlicher Prägung verhalten und umgekehrt. Durch eine komparatistische Analyse wird zum einen untersucht, ob die jeweilige KP bezüglich ihrer Organisation, ihrer Programmatik und ihrer Haltung zum politischen System Konzessionen an den kapitalistischen Staat macht oder ob sie sich ihm verweigert. Wesentlich ist dabei, inwieweit sich die KP mittels ideologischer Reformen und Adaptionsschritten dem demokratischen System öffnet und bereit ist, dessen Spielregeln anzuerkennen und mitzutragen. Zum anderen wird die Haltung des jeweiligen westlich-kapitalistischen Systems analysiert. Die Betrachtung der jeweiligen Einstellungen der Wählerschaft, der Öffentlichkeit und des Staates soll Aufschluß geben, ob Kommunisten als anerkannte Akteure im politischen System akzeptiert und integriert werden, oder ob sie als systemwidrige Elemente empfunden und ausgegrenzt werden. Am Beispiel Italien wird der PCI betrachtet, der sich kontinuierlich von einer revolutionären KP zu einer staatstragenden Partei entwickelt hat. Seine Bereitschaft zu ideologischen Reformen und zur Anerkennung demokratischer Prinzipien bewirkte letztlich die volle Akzeptanz durch Staat und Gesellschaft. Diese konzeptionelle Transformation führte schließlich dazu, daß der PCI-Nachfolger PDS 1996 stärkste Kraft in Italien und damit dominierende Regierungspartei werden konnte. Zugleich provozierte dieser Wandel aber auch die Abspaltung einer weiterhin traditionell orientierten kommunistischen Fraktion, die sich im PRC neu konstituierte. Für Frankreich wird die widersprüchliche Entwicklung des PCF skizziert, der stets auf seinem orthodoxen Kurs beharrte, auch wenn er dafür mit dem elektoralen Niedergang und weitgehender politischer Isolation bezahlen mußte. Zuweilen bekundete Liberalisierungsversuche, v.a. in den 70er Jahren, entpuppten sich meist als taktische Manöver ohne ernsthaften Hintergrund. Dennoch verhinderte die dogmatische Haltung nicht, daß der PCF zweimal in die Regierung aufgenommen wurde. Erst seit dem Generationswechsel 1994 sind im PCF vorsichtige Schritte einer Neuorientierung erkennbar. Das Beispiel Schweden weist mit der VPK eine kleine, aber sehr reformfreudige Partei auf, die bereits früh begann, elementare kommunistische Dogmen zu kippen, um sich dem politischen System [...]