Strukturveränderungen der ärztlichen Versorgung durch die Gesundheitsreformen 2003 - 2007

Diplomarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Gesundheit - Public Health, Note: 1,3, Philipps-Universität Marburg (Institut für Politikwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Das deutsche Gesundheitssystem übt eine prägende Funktion auf den Staat aus, indem die Lebenschancen der gesamten Bevölkerung von ihm beeinflusst werden und deren Gesundheit unter anderem auch von den Gegebenheiten des Gesundheitswesens mitbestimmt wird. 85,3% der Gesamtbevölkerung und damit 70,4 Millionen Menschen waren 2005 Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), über die damit der größte Teil der Vorgänge im Gesundheitswesen abgewickelt wird. Eine zentrale Position im Gesundheitswesen nehmen neben den Krankenhäusern die in dieser Untersuchung im Fokus stehenden ambulant arbeitenden Vertragsärzte ein. Sie sind nach wie vor der Dreh- und Angelpunkt für die ambulante medizinische Versorgung der Versicherten. Die Veränderungen durch die Gesundheitsreformen 2003-2007 könnten, z.B. durch eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, die Frühverrentung zahlreicher Ärzte ohne Praxisnachfolger zur Folge haben, durch eine massenhafte Schließung von Arztpraxen könnte sich im schlimmsten Fall der Weg vom Patienten zum nächsten Arzt drastisch verlängern. Datenerhebung Die Befragung wurde am 05.06.2009 mit der Deutschen Post an 3000 repräsentativ ausgewählte Ärzte in Rheinland-Pfalz und Hessen versandt. Der Rücklauf der Fragebögen begann am 09.06.09 und endete am 11.07.09 mit 3000 versendeten Fragebögen und einer Rücklaufanzahl von 898 verwertbaren Fragebögen. Die Rücklaufquote beträgt gerundet 29,9%. Ergebnisse In den nächsten fünf Jahren werden in Rheinland-Pfalz und Hessen voraussichtlich rund 20% der Arztpraxen schließen, 6,3% bereits innerhalb der nächsten zwei Jahre. Von den schließenden Praxen haben nur rund 10% einen Praxisnachfolger. Dabei sind Einzelpraxen deutlich stärker betroffen als Gemeinschaftspraxen. Während 26% der Einzelpraxen innerhalb der nächsten fünf Jahre schließen werden, sind davon nur 12% der Gemeinschaftspraxen betroffen. Die rege Beteiligung der Ärzte über das zuvor vermutete Maß hinaus lässt einen Rückschluss auf die Aktualität der Thematik zu, welche die Gemüter der Ärzte offensichtlich bewegt. Für Verbände stellt sich die Frage, ob die bisherige Position überdacht werden muss und auf Veränderungen in einer bestimmten Richtung gedrängt werden sollte. Die politischen Entscheidungsträger müssen sich fragen, ob die eintretenden Veränderungen den durch die initiierten Reformen intendierten Verbesserungen entsprechen oder ob hier weitere Steuerungsmaßnahmen notwendig werden.