Vor 25? Jahren wurde die staatliche Einheit Deutschlands hergestellt. Der Bundespolitiker Oskar Lafontaine (damals SPD) wollte sie, der DDR-Politiker Peter-Michael Diestel (DSU/CDU) ebenfalls. Lafontaine jedoch hatte dabei nicht das Gleiche im Sinn wie die regierenden Bonner Christdemokraten, und Diestel, der als Vize-Premier der DDR deren Kurs aktiv mittrug, sah erst später manches anders. Der einstige West- und der ehemalige Ostpolitiker betrachten nun nach einem Vierteljahrhundert die Vereinigung und vornehmlich deren Folgen, an denen die Deutschen noch heute zu tragen haben. In vielen Aspekten sind sie sich einig, in manchen Fragen gehen ihre Auffassungen unverändert auseinander. Ihr Streit über die Bilanz macht die Grundprobleme aktueller Politik sichtbar - und ist zugleich eine anregende Lektüre.

Peter-Michael Diestel, geboren 1952, Mitbegründer der DSU, 1990 DDR-Innenminister und Vize-Premier. Er war Abgeordneter und Oppositionsführer im Brandenburger Landtag von 1990 bis 1992. Seit 1993 hat Diestel eine Anwaltskanzlei mit Hauptsitz in Potsdam. Oskar Lafontaine, geboren 1943, war Ministerpräsident des Saarlandes, Vorsitzender der SPD und Bundesfinanzminister. 2005 trat er von allen Ämtern zurück und aus der SPD aus. Er ist Mitbegründer der 2007 aus WASG und PDS geformten Partei 'Die Linke'. 2009 zog er sich aus der Bundespolitik zurück und ist heute Oppositionsführer im saarländischen Landtag.