Tätige Nächstenliebe in Werk und Wirken Gregors des Großen

Gregors Pontifikat im ausgehenden 6. Jahrhundert fiel in eine Zeit kirchlicher und politischer Krisen. Durch die schwindende staatliche Unterstützung in Rom und Italien musste zunehmend die Kirche Verantwortung für die Nahrungsmittelverteilung, Sicherheit, Armenfürsorge und andere ehemals staatliche Aufgaben übernehmen. Susanne Barth zeigt, dass diese Herausforderung in Gregors Schriften wahrzunehmen ist, wenn sie konsequent vor ihrem historischen Hintergrund gelesen werden. Insbesondere die Neukontextualisierung der 'Moralia in Iob', die hier erstmals im Umfeld ihrer Endredaktion betrachtet werden, zeigt auf, wie stark Gregors Theologie durch seine persönliche Erfahrung geprägt ist. Der Dienst am Nächsten erlangt in seinem Denken eine immer zentralere Stellung. Die christliche Gemeinde beschreibt er als reziproke Dienstgemeinschaft, in der jedes Glied auf je eigene Weise Hilfe leistet, ebenso aber auf die Unterstützung anderer angewiesen ist. Schrittweise entwickelt sich die utilitas proximi zum maßgeblichen Kriterium für jegliches ethische Handeln, das auch Gregors eigenes Wirken bestimmte.

Geboren 1985; 2005-12 Studium der Ev. Theologie an der Kirchlichen Hochschule Bethel und der Georg-August-Universität Göttingen; 2017-20 Vikariat in der St. Laurentius Kirchengemeinde Faßberg-Müden (Örtze); 2018 Promotion an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; seit 2020 Pastorin der ev.-luth. Apostelkirchengemeinde Northeim.

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