Tagebuch aus Cherson - Vom Leben und Überleben im Krieg in der Ukraine

Wir reden unentwegt über Krieg und Frieden. Insbesondere, seit Russland im Februar 2022 die Ukraine überfallen hat und seitdem dort - nicht weit von unseren Grenzen, am Rande Europas - Krieg herrscht. Doch wissen wir eigentlich, was Krieg ist? Wie es Menschen ergeht, die sich von einem auf den anderen Tag mitten im Krieg befinden? Menschen, die schauen müssen, wie sie ihr Leben meistern, um zu überleben. Denn nichts ist mehr so, wie es mal war. Bäckereien und Supermärkte schließen. Kreditkarten funktionieren nicht mehr. Medikamente gehen aus. Und es herrscht das ständige Gefühl vor, ins Kreuzfeuer zu geraten. Als Verräter oder Kollaborateur mit der Tüte über dem Kopf abgeführt zu werden, ohne zu wissen, wohin, für wie lange, was einem dort angetan wird und ob es jemals wieder einen Weg zurück geben wird. In Tagebuch aus Cherson schreibt Vater Juri in Cherson seiner Tochter Anna, die in Israel lebt, wie es ihm und seiner Stadt ergeht. Angefangen am 24.2., dem Tag, an dem Russland die Ukraine angriff, über die Sommermonate, in denen Cherson an Russland angeschlossen wurde, bis hin zum November vergangenen Jahres, als die ukrainische Armee nach Cherson vorrückte. Angesichts des erneut ausbrechenden heftigen Kriegsgeschehens in der Stadt sah sich Juri gezwungen, ein kleines Boot raus aus seiner Heimat zu besteigen und 73 Jahre seines Lebens, im wahrsten Sinne des Wortes, über Bord zu werfen, um sein Leben zu retten. Tagebuch aus Cherson ist inspiriert durch die Erzählungen von Juri, der mittlerweile in Israel lebt. Eine Erzählung über den absurden Alltag in einer Kriegszone. Eine Erzählung über das Leben und Überleben eines Menschen.

Arye Sharuz Shalicar wird 1977 als Sohn persisch-jüdischer Eltern in Göttingen geboren und wächst in Berlin auf. Als Jugendlicher gründete er im Berliner Wedding Deutschlands berüchtigtste Graffiti-Gang Berlin Crime. Nach dem Abitur absolvierte er seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr, 2001 wanderte er nach Israel aus. 2002 nahm er an der Hebräischen Universität Jerusalem das Studium für Internationale Beziehungen, Nahostgeschichte und Europastudien auf, das er 2006 (BA) und 2009 (MA) mit Auszeichnung abschloss. Danach diente er als offizieller Sprecher der israelischen Verteidigungsstreitkräfte und bekleidete zuletzt den Rang eines Majors. Seit Anfang 2017 ist er als Abteilungsleiter mit Sitz im Büro des israelischen Ministerpräsidenten tätig und schreibt Kolumnen für mehrere Zeitungen, unter anderem »DIE WELT«, »Berliner Zeitung«, »Nordwest Zeitung«, »Jüdische Allgemeine« und die »Jerusalem Post«. Zu Shalicars Veröffentlichungen zählen unter anderem seine Autobiografie »Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude. Die Geschichte eines Deutsch-Iraners, der Israeli wurde«, die im September 2021 unter dem Titel »Ein nasser Hund« im Kino erschien, »Der neu-deutsche Antisemit - Gehören Juden heute zu Deutschland?« und »Schalom Habibi - Zeitenwende für jüdisch-muslimische Freundschaft und Frieden«. Juri Vinograd, 73 Jahre, in Cherson geboren, hat dort sein ganzes Leben verbracht. Juri hat die russische Invasion miterlebt und danach unter russischer Herrschaft gelebt. Anfang November, als ein Zusammenprall zwischen der vorrückenden ukrainischen Armee und den russischen Truppen, die Cherson besetzt hielten, bevorstand, hat Juri die Flucht ergriffen. Mit einem Boot auf dem Dniepr, dann weiter Richtung Krim-Halbinsel, von dort rein nach Russland, dann Georgien und von dort letztendlich mit dem Flugzeug nach Israel, zu seiner Tochter. Juri ist Sohn von Holocaust-Überlebenden.

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