Tagebuch eines Gefangenen

DER ZUSAMMENBRUCH DES DRITTEN REICHES PACKEND ERZÄHLT VON EINEM JAHRHUNDERTZEUGEN 27. August 1943: André François-Poncet sitzt mit seiner Familie unweit von Grenoble zu Tisch, als SS-Leute mit Maschinengewehr im Anschlag das Haus stürmen und ihn ohne Angabe von Gründen verhaften. Dieses Datum markiert den Beginn der wohl dunkelsten Zeit im Leben des erfolgsverwöhnten Botschafters, Schriftstellers und Humanisten André François-Poncet. Eineinhalb lange Jahre verbringt der 'hellsichtigste Beurteiler Nazi-Deutschlands' als sogenannter Ehrengefangener - so der zynische Begriff der Nazis - im mondänen Ifen Hotel im Kleinwalsertal. Dort teilen zwei Dutzend weitere Persönlichkeiten aus aller Herren Länder sein aberwitziges Schicksal: abgeschottet in einem entlegenen Hochgebirgstal und in ständiger unerträglicher Ungewissheit, ob sie den nächsten Tag noch erleben werden. In seinem faszinierenden Tagebuch Carnets d'un Captif (Tagebuch eines Gefangenen) hält der 'Grandseigneur' der europäischen Diplomatie seine paradoxen wie erschreckenden und gegen Kriegsende höchst dramatischen Lebensumstände in einer scheinbaren 'Gebirgsidylle' fest. Anlässlich des 70. Jahrestages des Kriegsendes erscheint das Tagebuch François-Poncets nun erstmals in deutscher Sprache.

André François-Poncet (1887-1978) zählte zu Europas herausragendsten und einflussreichsten Diplomatenpersönlichkeiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: ob als französischer Botschafter in Berlin 1931-1938, in Rom 1938-1940 oder nach dem 2. Weltkrieg als französischer Hoher Kommissar der Alliierten und erster Botschafter seines Landes in der Bundesrepublik Deutschland, begleitete er wie kein Zweiter während eines Vierteljahrhunderts die Geschicke Deutschlands und maßgeblich die französisch-deutsche Annäherung nach 1945. Seit früher Jugend ist er ein 'homme de lettres' - seine Bücher über die Zeit als Botschafter in Berlin und Rom gelten als bedeutende Dokumente voll erzählerischer Kraft und dienen Historikern bis heute als wichtige Quelle.