Tante Safîja und das Kloster

'Tante Safîja und das Kloster' des ägyptischen Romanciers Baha Taher ist eine Tragödie im klassischen Sinn. Schauplatz ist ein Dorf in der Nähe von Luxor während der sechziger Jahre, zu einer Zeit, als das Zusammenleben zwischen Muslimen und Christen eine Selbstverständlichkeit war. Safîja, eine bildhübsche junge Frau, gibt nach anfänglichem Schock ihr Einverständnis zur Heirat mit dem Konsul-Bey, einem um vieles älteren Mann, obwohl sie, davon ist das ganze Dorf überzeugt, dessen jungen Neffen Harbi liebt, der aber nie um ihre Hand angehalten hat. Die Beziehung zwischen dem reichen Onkel und Harbi verschlechtert sich dramatisch, als Safîja einem Sohn das Leben schenkt. Das Gerücht geht um, Harbi wolle das Kind umbringen, um selbst den Konsul zu beerben. In der Folge eskaliert die Situation, und Harbi tötet den Onkel in Notwehr. Safîja aber schwört Rache. Baha Taher erzählt - aus der Sicht eines Jungen, der in seine hübsche »Tante« verliebt ist - die Geschichte einer bizarren Leidenschaft einfühlsam, spannend und, trotz aller Tragik, mitunter witzig. Eindrücklich sind die farbigen, dichten Schilderungen des alltäglichen Lebens und des Umgangs der Dorfbewohner mit den Mönchen des nahe gelegenen koptischen Klosters.

Baha Taher, geboren 1935 in Giseh bei Kairo, war als Kulturredakteur beim ägyptischen Radio tätig. Nach seiner Entlassung 1975 arbeitete er an verschiedenen Orten im Ausland. Von 1981 bis 1995 wirkte er als Übersetzer bei der UNO in Genf. Seither lebt er wieder in Kairo. Für seine Werke und Übersetzungen wurde er mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Ägyptischen Staatspreis für Literatur (1998) und dem Arabischen Booker-Preis (2008).

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