Tastendes Wesen und heiliges Kriegskleid - Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit in Else Lasker-Schülers Der Prinz von Theben

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,0, Universität Paderborn (Fakultät für Kulturwissenschaften), Veranstaltung: Geschlecht und Sexualität in der europäischen Literatur um 1900, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Mein Vater hat mir schon so oft die Geschichte aus dem Leben meines Urgroßvaters erzählt, ich glaube nun, ich habe sie selbst erlebt.': So beginnt Der Prinz von Theben, den Else Lasker-Schüler (1869-1945) im Jahre 1914 schrieb. Sie malt in elf Erzählungen Bilder von orientalischen Palästen, von Melechs und Oberpriestern, Haremsfrauen und verschleierten Prinzessinnen, von Hochzeiten, blutigen Feiertagen und Liedern in fremden Sprachen. In 'Der Scheik' wird die Beziehung zwischen einem muslimischen und einem jüdischen Herrscher geschildert, die über die Grenzen ihrer Religionen hinweg befreundet sind. 'Tschandragupta' ist die Geschichte eines heidnischen Häuptlingssohnes, der nach Jericho kommt und sich bemüht, von den dort lebenden Menschen aufgenommen zu werden. 'Der Derwisch' berichtet von den blutigen Geschehnissen an einem muslimischen Feiertag in Kairo. In 'Ein Brief meiner Base Schalôme' schreibt diese über ihre Erlebnisse im Palast ihres Großonkels in Konstantinopel, besonders mit den Frauen und dem Eunuchen des Harems. Die nächste Geschichte, 'Der Fakir', spielt am Hofe des Emirs von Afghanistan. Die Ich-Erzählerin ist dort zu Besuch und begegnet ihren drei Kusinen. Hierauf folgt das 'Buch der drei Abigails', drei aufeinanderfolgender Herrscher von Theben. Hierzu gehören auch die nächsten beiden kurzen Abschnitte 'Singa, die Mutter des toten Melechs des Dritten' und 'Eine Begebenheit aus dem Leben Abigail des Liebenden'. Den Schluß des Buches bildet 'Der Kreuzfahrer', eine Erzählung über die christlichen Kreuzfahrer und ihre muslimischen Widersacher in Jerusalem. Diese kurze Zusammenfassung zeigt schon die Schwierigkeit auf, den Inhalt der Geschichten konkret und faßbar zu machen. Es geht hier weniger um Ereignisse und Fakten, als vielmehr um Sinneseindrücke, Stimmungen, Farben, Begierden. Was allen Erzählungen gemeinsam ist, sind die Grenzen, die durch die traumähnliche Wirklichkeit, welche die Dichterin erschafft, hindurchlaufen. Es sind Grenzen zwischen Erwartungen und ihrer (Nicht-)Erfüllung, zwischen Religionen und Völkern, zwischen Menschen und Menschen. Diese Grenzlinien können einengen, beschränken, Leben vernichten, und manchmal werden sie auch überschritten. Solche Grenzüberschreitungen werden innerhalb des Textes gewagt, aber auch der Text selbst stellt eine Grenzüberschreitung dar: [...]

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