Texte zum Johannesevangelium

Im Jahr 1751/52 veröffentlichte der schweizerische Gelehrte J. J. Wettstein sein Novum Testamentum Graecum, das neben der Rekonstruktion des neutestamentlichen Textes über 30.000 Parallelstellen aus der griechischen und lateinischen Literatur, den Kirchenvätern und der rabbinischen Überlieferung enthielt. Diese Parallelen erweisen sich bis heute als religionsgeschichtliche Fundgrube von höchstem Wert. Mit der Neubearbeitung des Quellenteils in Halle wird an das Projekt des ¿Corpus Hellenisticum' angeknüpft, das von Hallenser Gelehrten wie E. v. Dobschütz, H. Windisch und E. Klostermann maßgeblich betrieben wurde. In Halle können auch die vorhandenen bedeutenden Vorarbeiten zum 'Corpus Hellenisticum', speziell von H. Windisch, für den Neuen Wettstein fruchtbar gemacht werden. Der Neue Wettstein ermöglicht den Forschern, die reichen Beziehungen zwischen der Gedankenwelt des Neuen Testaments und seiner antiken Umgebung klarer zu erfassen. Dabei lassen sich sowohl die tiefe geistige Verwurzelung als auch die Unterschiede der Denkweise der Autoren des Neuen Testaments im Verhältnis zu ihrem kulturellen, sozialen, geistigen und religiösen Umfeld aufzeigen. Der Neue Wettstein übernimmt in diesem Prozess in zweierlei Hinsicht eine zentrale Rolle: a) Zum einen geben die Bände des Neuen Wettsteins der neutestamentlichen Forschung ein bisher nicht vorhandenes Hilfsmittel an die Hand, das aufgrund seiner Materialfülle und inhaltlichen Breite den Wissenschaftlern die mühsame Suche nach antiken Parallelen erheblich erleichtert. Zugleich ist der Neue Wettstein ein wichtiges Instrument für die Lehre, da der Materialreichtum aufgrund der Aufarbeitung der Parallelstellen leicht in der Lehre Verwendung finden kann. Auch Studierende der Theologie und der Klassischen Philologie, Pfarrer, Ethik- und Religionslehrer werden direkt vom Neuen Wettstein für ihre Textauslegung profitieren, da er aufgrund der Ausarbeitung der Belegstellen ein eigenständiges Urteil zur Einbettung der neutestamentlichen Texte in die antike Umwelt ermöglicht. b) In absehbarer Zukunft ist nicht ersichtlich, dass an anderen Forschungsstätten in der Welt ein ähnliches Projekt wie der Neue Wettstein erstellt werden kann. Das Hallenser Projekt ist schon jetzt weltweit einzigartig und wird es sicherlich auch bleiben.