Texterfahrung durch Vorlesen in der vorschulischen Zeit

Studienarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Didaktik für das Fach Deutsch - Pädagogik, Sprachwissenschaft, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Dahlem School of Education), Veranstaltung: Schriftspracherwerb, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Texterfahrung durch Vorlesen in der vorschulischen Zeit und mit der Frage, wie Kinder das Vorgelesene mit ihren bisherigen Wahrnehmungen verknüpfen und mit eigenen Vorstellungen derart belegen, dass sie schließlich selbst erzählen wollen und dazu auch mit zunehmendem Alter detaillierter und strukturierter in der Lage sind. Im ersten Teil der Arbeit wird auf die Arten der Begegnung mit Schriftsprache in der vorschulischen Zeit eingegangen. Danach wird im zweiten Teil betrachtet, wie Kinder vor dem Hintergrund dieser Texterfahrung eigene Geschichten entwickeln, wie sie Fortschritte machen und welche Schwierigkeiten sich dabei ergeben können. Ziel der Arbeit ist es herauszufinden, ob und in welcher Weise die Texterfahrung durch Vorlesen, insbesondere von Bilderbüchern, hilfreich ist für die Entwicklung der Schriftsprache von Kindern und welche weiteren Fähigkeiten Kinder eventuell aus den Erfahrungen mit Texten in der Vorschulzeit erwerben können. Die auch heute im Zeitalter elektronischer Medien unverzichtbare Fähigkeit, durch Sprache und Schrift zu kommunizieren, ist eine Schlüsselqualifikation, für welche die Grundsteine bei Kindern im besten Fall schon lange vor dem Eintritt in die Grundschule gelegt werden. Diese Qualifikation wird im Englischen als "Literacy" bezeichnet. Der Begriff beinhaltet im engeren Sinne die Kompetenz, lesen und schreiben zu können; im weiteren Sinne bezieht er aber auch alle Erfahrungen und Grundfertigkeiten rund um die Sprach-, Erzähl- und Schriftkultur mit ein. Diese Erfahrungen können in der vorschulischen Zeit durch das Erzählen von Geschichten, das Vorlesen von Gutenachtgeschichten, durch vielfältige Arten von Gesprächen innerhalb der Familie, das Auftauchen und Hinterfragen von Schrift- und Zahlsymbolen, die gemeinsame Betrachtung von Bilderbüchern und natürlich auch in Verbindung mit elektronischen Medien gemacht werden. Die Möglichkeiten sind ebenso wie die Ausprägungen, etwa aufgrund familiärer Unterschiede, sehr unterschiedlich und vielfältig. Frühe Literacy-Erfahrungen fördern die phonologische Bewusstheit, welche eine wichtige Vorläuferfähigkeit für den späteren Schrifterwerb ist, wobei vor allem Kinder aus bildungsfernen Milieus und aus Migrantenfamilien mehr auf Literacy-Erfahrungen im Kindergarten angewiesen sind, da sie diese oft nicht in gleichem Maße in ihrer Familie erfahren wie Kinder aus bildungsnahen deutschen Familien.