Theologie anthropologisch gedacht

Eine biowissenschaftlich orientierte Anthropologie ist im akademischen wie im politischen Bereich zur unbestrittenen Leitwissenschaft geworden. Theologie versucht, Anschluss zu finden an ihre Fragestellungen und Diskurse. Begibt sie sich da nicht auf ein fremdes Terrain, und verliert sie ihr ureigenes Thema nicht aus dem Blick? Oder entdeckt sie es neu, wenn sie beherzigt, dass sie ihr zentrales Anliegen mit der Anthropologie teilt: Menschen daran zu erinnern, was es für sie bedeuten kann, zu einem Leben in Fülle unterwegs zu sein? Dieses Anliegen zu teilen bedeutet für die Theologie, eigene Antworten und Lehrbildungen von anthropologischen Fragestellungen befragen, mitunter verändern zu lassen. Es kann aber auch bedeuten, Glaubens-Überlieferungen und theologische Perspektiven kritisch in anthropologische Diskurse einzubringen und so zu entdecken, welche anthropologische Relevanz sie da gewinnen. Das vorliegende Buch folgt dieser Intuition. Es will den Anthropologien Mitsprache geben in dem, was die Theologie zu sagen hat. Und es will mitsprechen, auch widersprechen, wenn man anthropologisch darüber redet, was das menschliche Leben menschlich sein lässt.

Jürgen Werbick, Dr. theol., geb. 1946, ist emeritierter Professor für Fundamentaltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster; zahlreiche Veröffentlichungen bei Herder.

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