Thomas Bernhard (1931-1989).

Thomas Bernhard überlebt. Er überlebt die Abtreibungsversuche, die Deprivation der ersten Lebensmonate, die schwarze Pädagogik in der Familie, wie auch in den nationalsozialistischen und katholischen Erziehungsanstalten, sein Schultrauma, er überlebt Bombenangriffe und Krieg, seine aus tiefster Einsamkeit, Überforderung und Verzweiflung resultierenden Suizidversuche, Tuberkulose und Armut. Er überlebt aber nicht unbeschadet, seine Persönlichkeit ist irritiert, verformt, er pendelt zwischen tiefer Depression und psychosenahem Erleben, gefangen in durch belastende Bindungserfahrungen verursachten, chronischen und alle Lebensbereiche durchdringenden Ambivalenzkonflikten. Thomas Bernhard ist (auch) ein Fall für die Psychiatrie und Psychotherapie, aber nicht um ihn zu diagnostizieren und zu schubladisieren, sondern um ihn aus dem Wissen um die Psychodynamik aller zutiefst verletzten Menschen heraus, ehrfürchtig und voller Bewunderung zu begegnen, hat er doch für sich und für die Menschheit einen kreativen Weg gefunden, seine schwierige Biographie zu bewältigen und Weltliteratur zu schaffen.

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