Thomas Manns 'Tonio Kröger'. Das Herz als Leitmotiv und seine Funktionsweise

Studienarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Christian-Albrechts-Universität Kiel (Germanistik), Veranstaltung: Thomas Manns Erzählungen und Novellen, Sprache: Deutsch, Abstract: Ziel dieser Arbeit soll es sein, der Frage nach dem leitmotivischen Fungieren des Herzens in der Novelle 'Tonio Kröger' nachzugehen. Es werden die Emotionszustände Tonio Krögers in Hinblick auf die Vitalität seines Herzens in einen Zusammenhang mit seinem Künstlertum gebracht. Hierfür wird zunächst die Beschreibung von Emotionalität mit besonderem Fokus auf das Gefühl Liebe genauer untersucht. Alsdann werden die Pole 'lebendiges Herz' und 'totes Herz' herausgearbeitet und mit Fokus auf Tonios Gefühle in ihren konkreten Kontexten analysiert. Es wird beleuchtet, welche Funktionalität die beiden Herzenszustände in Bezug auf Tonios künstlerische Identität und Produktivität sowie seine Position in der bürgerlichen Gesellschaft haben. Die Erzählung 'Tonio Kröger', die Thomas Mann 1903 zunächst in der Neuen deutschen Rundschau publizierte, gilt als einer seiner populärsten Texte. Der Autor selbst bezeichnete das Werk stets als nostalgisch und ordnete es dem Genre der psychologischen Kurzgeschichte zu. 'Tonio Kröger' gehört zu den sogenannten frühen Erzählungen Manns und fand seiner Zeit äußerst positive Resonanz. 27 Jahre nach der Veröffentlichung versicherte Thomas Mann, diese kleine Dichtung stehe seinem Herzen am nächsten. Bezeichnend ist, dass sich eben das Herz als Leitmotiv in der Novelle finden lässt. Es changiert bei der Identitätssuche des Titelhelden zwischen den Polen lebendig und tot. Tonio Kröger scheint gefangen in der Unüberbrückbarkeit des Gegensatzes von Kunst und Bürgerlichkeit. Aus gutbürgerlichem Elternhause stammend und als Literat wirkend kämpft Tonio damit, sich als Künstler im Leben zu positionieren. In seiner Wahrheit schließen sich Künstlertum und Emotionalität aus.