Der Band versammelt kultur- und musikanalytische Studien über Werke und Werkgruppen aus allen Phasen des Schaffens von Toru Takemitsu und wendet sich insbesondere den spannungsvollen Verwerfungen zu, aus denen Takemitsus Komponieren im Kontext einer Moderne mit globalem ästhetischen Anspruch hervorgeht. Zusätzlich dokumentiert der Band den musikalischen Schriftsteller Takemitsu in einer hier erstmals auf Deutsch erscheinenden Auswahl aus der fünfbändigen Originalausgabe seiner Texte und enthält außerdem ein vollständiges Werkverzeichnis. Die Wahrnehmung von Toru Takemitsu (1930-1996) in der Musikwelt ist heterogen: Als vielleicht bedeutendster japanischer Komponist westlichen Stils genießt er in seiner Heimat Japan höchstes Renommee und war zudem einer der wichtigsten Protagonisten der Avantgarde. Viele seiner Werke wie etwa sein Orchesterstück 'Requiem' (1957) haben dort eine singuläre Popularität erlangt und sind aus dem Konzertleben nicht mehr wegzudenken. Und nicht zuletzt ist sein Name verbunden mit zahlreichen Klassikern des japanischen Films, zu denen er die Filmmusik beisteuerte. Ganz anders die Wahrnehmung Takemitsus im Westen: Während in der angloamerikanischen Welt seine harmonisch gefällige Musiksprache aufgrund ihres neoimpressionistischen Gestus, häufig inspiriert von der Philosophie der japanischen Gärten, viel Anklang findet und er in Frankreich vor dem Hintergrund des Spektralismus zunehmend intensiver rezipiert wird, interessiert man sich im deutschsprachigen Raum besonders für sein Aufbrechen und Neuverknüpfen von japanischen und europäisch-avantgardistischen Kompositionsparadigmen.

Markus Bandur, Dr. phil., Universität Paderborn. Lehr-aufträge in Freiburg, Bern, Kassel, Leipzig und Detmold. Autor u. a. von 'Aesthetics of Total Serialism: Contemporary Research from Music to Architecture', Basel u. a. 2001 (ital. 2003); 2020/21 erscheint 'Phänomene der Musik der Gegenwart'. Rainer Schmusch, Dr. phil., Lehrbeauftragter an der Universität Basel; forscht über Musik und Musikästhetik des späten 18. bis 21. Jahrhunderts sowie Kulturtransfer; zuletzt Hg. von: 'stille | musik' (mit Jakob Ullmann, 2018) und 'Webern Studien 4: Neue Perspektiven' (mit Pietro Cavallotti und Simon Obert, 2019); 2020 erscheint 'Hörsinn und 'Ton'. Ästhetische Anthropologie der Musik'.

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